Ausstellung
Sven Johne
Ostdeutsche Landschaften
25.03.2021 -
15.08.2021
Sven Johnes Arbeiten liegt ein erweitertes Verständnis der sozialen Dokumentarfotografie zugrunde, dessen Fokus sich in dieser Ausstellung auf die Entwicklung Ostdeutschlands nach 1989 richtet. Seine Arbeiten changieren zwischen Fakt und subjektivem Erlebnis, sie kreisen um die Frage nach Authentizität und Beweischarakter von Information, Dokument und Erzählung und loten die Grenzen zwischen Ernsthaftigkeit und Zynismus aus.
Im dreißigsten Jahr der Wiedervereinigung zeigt das Kunstmuseum eine Auswahl seiner Werke der letzten 15 Jahre, in denen er den Veränderungen im ländlichen Raum Ostdeutschlands auf der Spur war.
Geboren 1976 in Bergen auf Rügen, lebt und arbeitet Sven Johne heute in Berlin. Er studierte Germanistik, Journalistik und Namensforschung an der Universität Leipzig. 1998 bis 2004 folgte ein Studium der Fotografie und Philosophie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Er selbst bezeichnet sich als Angehöriger einer Zwischengeneration: geboren und aufgewachsen in der DDR, mit der Jugend kam die Wende. Geblieben ist der Osten als Thema in vielen seiner Arbeiten; der gesellschaftliche Wandel seit 1989 und seine Auswirkungen.
Die Videoarbeit „Meridian“ (2020) wird in der Ausstellung zum ersten Mal öffentlich gezeigt. Es ist die Geschichte eines jungen Manns auf einer Reise und seiner Suche nach sich selbst. Kindheitserinnerungen färben die Reise. Die Erzählung führt uns bis in die Gegenwart und konfrontiert uns damit, dass Zeit nicht alle Wunden heilen kann.
Die Serie „Ostdeutsche Landschaften“ (2005) zeigt auf den ersten Blick karge Landschaft, die Johne mit Geschichten vom „Wende-Scheitern“ komplettiert. Die Idee für die Arbeit war es, das Land seiner Kindheit zu bereisen und eine künstlerische Bestandsaufnahme vorzunehmen. Er fotografiert abgeerntete Felder und ergänzt diese mit überspitzten Kurztexten von Menschen, die in Ostdeutschland in gesellschaftlichen Konflikt mit sich und ihrer Zeit geraten.
Einen Gegensatz bildet die Reihe „Großmeister der Täuschung“ (2006) mit dem Untertitel „Fünf Heldentaten von Ostdeutschen, die ihr kreatives Potenzial nicht ungenutzt lassen wollten“. Taten von einfallsreichen und erfinderischen Menschen und ihre Geschichten finden hier ihren Platz: vom Raumschiffbauer im heimischen Garten bis zum Pokalhersteller.
Mit „Heroes of Labour“ (2018) porträtiert Johne 12 Top-Motivationstrainer*innen. Ihre Bildnisse, versehen mit einem Motivations-Spruch, lassen die nächste Generation von „Helden der Arbeit“ heranwachsen.
Johne beschreibt, was einmal war und nicht mehr ist. Er fragt danach, was aus den Hoffnungen und Visionen der Zeit um 1989 geworden ist, wie sich Lebenswege entwickelt haben. Dabei greift er scheinbare oder echte Einzelschicksale auf, in denen sich wiederum gegenwärtige soziale, wirtschaftliche und politische Verhältnisse manifestieren.
Die Ausstellung wird gefördert von:
23. Juni 2021: Künstlergespräch mit Sven Johne
Der Künstler Sven Johne ist in der Reihe „Kunstabend“ des Kunstmuseums Magdeburg zu Gast. Im Gespräch gibt er Einblicke in seine Arbeiten. Seine Fotografien und Filme sind derzeit in der Ausstellung „Ostdeutsche Landschaften“ zu sehen.
Geboren 1976 in Bergen auf Rügen, lebt und arbeitet Sven Johne heute in Berlin. Er studierte Germanistik, Journalistik und Namensforschung an der Universität Leipzig. 1998 bis 2004 folgte ein Studium der Fotografie und Philosophie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Er selbst bezeichnet sich als Angehöriger einer Zwischengeneration: geboren und aufgewachsen in der DDR, mit der Jugend kam die Wende.
7. Juli 2021: Generation Wendekinder
Podiumsgespräch in der Ausstellung „Sven Johne. Ostdeutsche Landschaften“
Das Kunstmuseum Magdeburg lädt gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt am Mittwoch, 7. Juli 2021, um 19 Uhr ein zu einer Podiumsdiskussion in das Kunstmuseum Magdeburg ein. Die Gesprächspartner Maik Reichel, Oliver Müller und Kerstin Kinszorra gehören zur Generation der sogenannten „Wendekinder und -jugendliche“. Sie nähern sich aus ihren eigenen Biografien heraus den Themen, die der Künstler Sven Johne in seiner Ausstellung „Ostdeutsche Landschaften“ aufwirft.
21. Juli 2021: Ostbewusstsein
Valerie Schönian ist so alt wie das wiedervereinigte Deutschland. 1990 in Gardelegen geboren, wuchs sie in Magdeburg auf, studierte in Berlin und München und lebt heute in Berlin.
Persönlich hat sie keine Erfahrungen mit der DDR, aus der inzwischen „der Osten“ geworden ist, ein Synonym, mit dem sich für viele wenig Positives verbindet. Das hat auch Valerie Schönian erlebt, wenn vom Gejammer der Ossis und anderen Stereotypen die Rede war.
Warum halten sich aber alte Klischees so hartnäckig, und was sagt das über die Deutsche Einheit aus? Um Antworten zu finden, sprach Valerie Schönian mit Soziolog*innen, Politiker*innen und Vertreter*innen ihrer und älterer Generationen aus West und Ost. Diesen Veränderungen und der ostdeutschen Gegenwart spürt die für die „ZEIT“ schreibende Journalistin in ihrem Buch „Ostbewusstsein“ nach.