Ausstellung
Von hier aus noch viel weiter
23.01.2016 -
19.06.2016
Nachdenken über den Skulpturenpark
Nathan Coley (UK)
Sven Johne (D)
Bjørn Melhus (D)
Robin Minard (CDN)
Alicia Paz (MEX | FR)
Jenny Perlin (USA)
Tilo Schulz (D)
Wie zu erwarten war, überraschen die im Frühjahr letzten Jahres eingeladenen Künstler*innen im Herbst 2015 mit ihren ersten Ideen und Entwürfen für den seit 1989 bestehenden Skulpturenpark des Kunstmuseums Magdeburg Kloster Unser Lieben Frauen. Die Ausstellung stellt die inzwischen vollständig vorliegenden Skizzen und Modelle für mögliche neue Kunstwerke erstmals öffentlich vor. Auffällig intensiv haben alle beteiligten Künstler*innen sich auf die kulturhistorischen Besonderheiten der vorgefundenen Situation bezogen und Aussagen formuliert, welche den Skulpturenpark nach mehr als 25 Jahren seines Bestehens mit neuen künstlerischen Fragen und Methoden in die heutige Zeit binden.
Tilo Schulz, 10 Porträts, hinten in (d)einem Kopf (Modell)
Nathan Coley, For Other People and Other Work (Modell)
Auffälligstes Merkmal ist es, dass anstelle figürlicher Bronzen, die bisher das Gros der Werke ausmachen, nun Klang (Robin Minard), Film (Jenny Perlin), Licht (Bjørn Melhus), Malerei (Alicia Paz), Fotografie und Sprache zum Zuge kommen. Nicht die in einem Material gestaltete Form in sich ist der Träger des Ausdrucks, sie ist teilweise mehr Gefäß oder Speicher der künstlerischen Wirkung. Überhaupt sind Selbsterfahrung, Erinnerung (Sven Johne) oder Benutzbarkeit (Nathan Coley) und Veränderung (Tilo Schulz), Komponenten eines neuen Skulpturbegriffs, der sich sozial und inhaltlich begreift, gleichzeitig zum Erkunden und Spielen einlädt. Bildhauerei versteht sich in ihrem Material offener und in der Wirkung vielfältiger. Das geht über physische oder traditionelle Körper-Raum-Beziehungen hinaus, wie unser Lebensalltag sich längst in so viele mediale Räume hinein bewegt hat, um Information, Orientierung und Unterhaltung zu finden.
Um eine deutlichere Charakteristik für diesen einzigartigen Erlebnisraum zu erlangen, schlägt der Landschaftsarchitekt Axel Lohrer (München/Magdeburg) an zwei Stellen des Skulpturenparks gestalterische Veränderungen vor, die der Integration aktueller Kunstwerke neue und spezifische Räume bieten. Er fügt einen Platz und einen Garten ein. Damit schafft er eine größere Klarheit in der urbanen Präsenz der Gesamtheit aus mittelalterlicher Architektur, bereits aufgestellten und zukünftigen Kunstwerken sowie innerstädtischer Landschaft.
Fest steht, mit der Realisierung solcher Projekte in diesem und in den kommenden Jahren wird der Skulpturenpark aus einem Ort der Betrachtung der Kunstgeschichte mehr zu einem Ort der Sinne und des Erlebens werden, der zum Aufenthalt einlädt.
Begleitpublikation zur Ausstellung
Hrsg.: Landeshauptstadt Magdeburg, Kunstmuseum Magdeburg
Texte: Uwe Gellner und Constantin Becker
24 Seiten
Preis: 3,00 Euro