Ausstellung

Moritz Götze

Bildersaal der deutschen Geschichte

16.05.2004 -
22.08.2004

Der 1964 in Halle geborene Künstler wäre gern Museumsdirektor geworden. Einer der Gründe war vermutlich der Inhalt einer Bodenkammer des Elternhauses.

Darin lagerten alte Zeitungen, Zeitschriften und andere Dinge. Spuren der frühen, intensiven Lektüre dieser Publikationen lassen sich im Werk Moritz Götzes bis heute finden (z.B. Zeppeline). Er selbst ist inzwischen durchaus ein Museumsdirektor: In seinem ehemaligen Wohnhaus in Halle hat er unzählige Dinge zu einem „Heimatmuseum" zusammengetragen. Neben Pickelhauben, Saftflaschen und Spielzeugindianern finden sich in den Regalen auch Briketts und Brötchen. Aus diesem Reservoir schöpft Moritz Götze in seinen Kunstwerken.

In Magdeburg sind nahezu ausschließlich neue Arbeiten zu sehen, die in unmittelbarer Vorbereitung der Ausstellung entstanden sind. Sein „Bildersaal“ umfasst rund 60 Gemälde und Emaillen. Vor-Bilder fand er im voluminösen „Bildersaal Deutscher Geschichte“, einem 1890 erschienen, noch heute beliebten Band, der in oft heroisch-pathetischer Weise deutsche Geschichte in Bilder fasst. Götzes Dresdner Großeltern hatten ihm vor Jahrzehnten ein Exemplar des Buches geschenkt.
Nach der Auseinandersetzung mit dem sozialistischen Realismus der DDR-Malerei hat sich der in Halle lebende Künstler mit der Magdeburger Ausstellung einem weiteren historischen Themenkomplex zugewandt. Allerdings, so seine Aussage, ist dieser für ihn damit abgeschlossen. Sein Ziel besteht nicht darin, deutsche Geschichte neu zu illustrieren, sondern seine künstlerische Sicht zu präsentieren, resultierend aus zahlreichen visuellen Anregungen und Bildideen. Stilistisch stellt er der nationalen Attitüde eine radikal andere Sicht entgegen, die auf Elemente der Pop Art und des Comics basiert. Manche der großformatigen Gemälde wirken im Vergleich zu den Originalen entrümpelt, andere hat Moritz Götze durch verfremdende Elemente ergänzt. Damit gelingt es ihm, die Illusion als Illusion zu ‚enttarnen'. Er bedient sich, ganz im Sinne der Pop Art, des Vorhandenen und gibt es, leicht oder auch stark verändert, an die Betrachter*innen zurück, manchmal im Stil eines ‚Märchenonkels‘, bei anderen als ironischer Kommentator oder kritischer Beobachter. Selten wurde mit dem geschichtlichen Stammpersonal so ideenreich und farbenfroh umgegangen.

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Publikation zur Ausstellung

Moritz Götze. Bildersaal deutscher Geschichte
Hrsg. Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg, 2004
Texte: Karin Thomas, Peter Lang, Ulf Häder, Uwe Gellner
127 Seiten, 52 Farbabb., 29 Reproduktionen aus dem Bildersaal Deutscher Geschichte, Hardcover (Leinen)
Revolver, Frankfurt
ISBN 3-937577-59-9
Preis: 49,00 Euro