Ausstellung
Sanja Iveković. Frauenhaus (Sonnenbrillen)
im Öffentlichen Raum Magdeburgs
19.11.2024 -
01.12.2024
Die konzeptuelle Plakatserie Ženska kuća (Sunčane naočale) [Frauenhaus (Sonnenbrillen)] von Sanja Iveković entfaltet eine kraftvolle Intervention im öffentlichen Raum. Für ihre Werke eignet sich sie Künstlerin glamouröse Werbebilder an, um sie mit dringlichen feministischen Botschaften zu überschreiben.
Sie collagiert Schwarz-Weiß gehaltene Motive von Supermodels, die Sonnenbrillen bekannter Marken anpreisen, mit hell leuchtenden Textfeldern, die die Realität weiblicher Gewalterfahrungen in einem patriarchalen System aufzeigen: Hier finden sich Namen, biografische Daten und Texte von Frauen, die Gewalt erlebt und in Frauenhäusern Zuflucht gefunden haben. In den Texten reflektieren sie die Auseinandersetzung mit männlicher Gewalt in ihrem Leben. Iveković betont das globale Ausmaß der Missstände und die unverzichtbare Rolle feministischer Organisationen weltweit: Im roten Feld am oberen Bildrand finden sich die Namen internationaler Einrichtungen wie das Autonomous Women's House Zagreb oder die Mor Çatı Women’s Shelter Foundation Istanbul, und nun ein nicht näher spezifiziertes Frauenhaus aus Sachsen-Anhalt, die Betroffenen Schutz, Beratung und Solidarität bieten.
Die Plakate wurden bereits in verschiedenen Städten im öffentlichen Raum, in Zeitungen und in Zeitschriften publiziert, was den aktivistischen Gehalt dieser Serie unterstreicht. Die Künstlerin verortet ihre Werke nicht nur in Ausstellungshäusern, sondern an Orten des alltäglichen Lebens und konsumorientierten Blicks. Dadurch hinterfragen sie die Funktion und Wirkung von Bildern in einer Mediengesellschaft und lotet aus, wie sich feministische Anliegen künstlerisch und öffentlichkeitswirksam vermitteln lassen. Durch Ivekovićs radikale Intervention verwandeln sich Werbebilder in einen Schauplatz der Selbstermächtigung und in einen öffentlichen Akt des Widerspruchs in die normalisierte patriarchale Gewalt.
In der Folge der Ausstellung Unverschämt Rebellisch (14.04.-30.06.2024) des Kunstmuseums Magdeburg entwickelte Sanja Iveković in Zusammenarbeit mit einem Frauenhaus in Sachsen-Anhalt fünf neue Motive. Frauen aus der Region schilderten in anonymisierter Form ihre Begegnung mit häuslicher und partnerschaftlicher Gewalt, worauf die Künstlerin neue Plakate gestaltete. Die partizipativ entstandenen Werke legen Zeugnis ab von männlicher Gewalt aber auch weiblicher Bewältigung und Resilienz. Sie werden im November 2024 für mehrere Wochen im öffentlichen Raum Magdeburgs plakatiert. Durch die lokale Verortung wird deutlich, dass Gewalt gegen Frauen ein globales Problem ist, das auch das Leben von Menschen vor Ort betrifft.
Zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25.11.2024 um 17 Uhr lädt das Kunstmuseum Magdeburg gemeinsam mit dem Volksbad Buckau c/o Frauenzentrum Courage zu einem öffentlichen Rundgang zu den plakatierten Kunstwerken ein. Schauspielerin Iris Albrecht wird während des Rundgangs die Texte der mitwirkenden Frauen vortragen und so deren Stimmen hörbar machen.
Die Umsetzung der öffentlichen Plakatierung erfolgte in Zusammenarbeit mit der Ströer Media Deutschland GmbH.