Exhibition

Dieter Goltzsche

Landscape with Advertising Column

26.09.2021 -
20.02.2022

Dieter Goltzsche ist Zeichner. Seine Bildwelt entfaltet sich auf vergleichsweise kleinen Formaten, eben auf Papier. Doch das Format begrenzt nicht seinen Zeichenstil, der schrankenlos in der erfindungsreichen Anwendung zeichnerischer Mittel ist – so als würden es weit mehr als die Dinge vor unseren Augen sein, die seine Zeichenkunst inspirieren.

 

Eine bemerkenswert große Auswahl von Zeichnungen, Aquarellen, Lithografien und Siebdrucken hat Dieter Goltzsche dem Kunstmuseum Magdeburg als Schenkung offeriert. Fast 300 seiner Werke sind in der Ausstellung „Landschaft mit Litfaßsäule“ zu sehen. Die gezeigten Arbeiten illustrieren das umfangreiche, über sechs Jahrzehnte währende Schaffen Goltzsches, angefangen bei seiner Diplomarbeit „Ballett“ von 1957 bis hin zu Tempera und Tusche-Arbeiten, die 2021 entstanden sind.

Vertiefen wir uns in die Zeichnungen und Grafiken von Dieter Goltzsche und entdecken darin zuweilen Anspielungen, beispielsweise auf Max Beckmann, Henri Matisse, Pablo Picasso oder Paul Klee, dann sind das Indizien bewusster Verehrung, die der Zeichner sich zugesteht. In vergleichbarem Bekenntnis zur zeitgenössischen Literatur und zur Musik scheinen ihm ebenso beispielsweise die bildhafte Sprache Gottfried Benns oder Federico García Lorcas und die Klangfolgen und Rhythmen Eric Saties in die zeichnende Hand zu spielen.

Dieter Goltzsche, Südlicher Strand, 1971 © VG Bild-Kunst Bonn, 2021

Neben der ausgeprägten Beobachtungsgabe äußern diese Blätter das feine Gespür ihres Autors, bis in die Tiefen der Gesellschaft zu blicken. Was sich auf Dieter Goltzsches Zeichnungen und Grafiken darstellt, ist alles andere als die sture Auflistung der äußeren Welt mittels Linien und Bildmustern auf Papier, vielmehr begegnet den Betrachter*innen das unvorhersehbare Leben in all seinen Aspekten im Ausdruck erfindungsreicher Bildpoesie. Der Moment der Zeichnung wirft mit wenigen Linien und Notizen ein Licht auf das Leben. So auch mit der Lithografie „Landschaft mit Litfaßsäule“, die der Ausstellung ihren Titel gibt. Neben Porträts und Landschaften sind es humorvolle, zum Teil kuriose Motive, die Gegenstand seiner Arbeiten sind.

Der 1934 in Dresden geborene Künstler studierte bei Hans Theo Richter und Max Schwimmer an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Als Meisterschüler der Akademie der Künste kam er 1958 nach Berlin, wo er seither lebt. Seit 1990 ist er Mitglied der Akademie der Künste Berlin. Von 1992 bis 2000 war er Professor für Malerei und Grafik an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Goltzsche erhielt zahlreiche Auszeichnungen u.a. den Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste der DDR, den Hannah-Höch-Preis des Landes Berlin sowie den Hans Theo Richter-Preis der Sächsischen Akademie.

Mit Dieter Goltzsche würdigt das Kunstmuseum Magdeburg erneut in umfassender Weise ein Lebenswerk, dessen selbstbestimmter Ausdruck in der DDR keineswegs selbstverständlich war. Wie beispielsweise Max Uhlig, Werner Stötzer, Peter Herrmann oder Horst Bartnig, deren Schaffen das Kunstmuseum in der Vergangenheit vorstellte, ist Dieter Goltzsche dem singulären Kreis einer Künstlergeneration zuzurechnen, die sich mit Konsequenz den Bedrängnissen des Realismus in der DDR verweigerte, und der es gelang, über den eng gezogenen Rand des politischen Alltags hinaus an der Moderne, also am autonomen künstlerischen Denken, festzuhalten.

Es verleiht der Ausstellung in Magdeburg besonderes Gewicht, dass Dieter Goltzsche sämtliche darin gezeigten Werke dem Kunstmuseum Magdeburg übereignet. Seine Blätter bereichern die Sammlung des Kunstmuseums mit einer substanziellen kunstgeschichtlichen Position.

Die Ausstellung wird gefördert von:

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