Ausstellung
Das Land
Fotografie
28.06.2022 -
03.10.2022
STEPHANIE KIWITT/ JENS KLEIN/ MATTHIAS ZIELFELD
Fotografien sind Untersuchungen unserer Lebensrealität – sei es in den Weiten der Provinz, in der sozialen Interaktion oder in den Bildwelten der Vergangenheiten.
Stephanie Kiwitt, Jens Klein und Matthias Zielfeld nähern sich diesen Erkundungen mit verschiedenen Mitteln der Fotografie, ohne dabei das Dokumentarische, Nüchterne und Unbearbeitete aus den Augen zu verlieren. Sie erzeugen eine Nähe zum Objekt und vermitteln doch den Eindruck von Distanz. Die unterschiedlichen Serien der Künstler*innen gewähren mittels der Fotografien des Urbanen, des menschlichen Miteinanders und von Archivfotos ein Blick auf „DAS LAND“
In den ihren ortsbezogenen Arbeiten entwickelt Stephanie Kiwitt (geb. 1972 in Bonn, lebt in Halle) jeweils spezifische fotografische Sichtweisen und überführt diese in verschiedene Strukturen der Präsentation. Kiwitts Interesse liegt in der sorgfältigen Analyse alltäglicher Orte (Parkplätze, Fitnesscenter, Discounter), die Phänomene unserer Zeit repräsentieren. Mit den aktuellen Arbeiten, „Flächenland" und „fortlaufend" (beide 2022), stellt Kiwitt landschaftliche Räume und Ausschnitte architektonischer Flächen einander gegenüber und setzt somit subjektive Erzählungen und Aufnahmetechniken miteinander ins Verhältnis. Die sich aufeinander beziehenden Serien zeigen durch ökonomische und gesellschaftliche Prozesse geschaffene Lebensräume in Sachsen-Anhalt, deren Umgestaltung andauert. Die installative Präsentation wurde eigens für den Ausstellungsraum entwickelt.
Jens Klein (geb. 1970 in Apolda, lebt in Leipzig) arbeitet als Fotograf zumeist mit gefundenen Bildaufnahmen. Er stellt seine Bildreihen aus den Materialien fotografischer Archive zusammen und entwickelt eigene fotografische Erzählungen. Er dokumentiert und hinterfragt den Gebrauch oder auch Missbrauch von Fotografie. Keine der von Klein genutzten Aufnahmen entstanden mit künstlerischen Ambitionen, oft bleiben die Fotograf*innen anonym. Nicht selten waren es praktische Interessen, diese Bilder aufzunehmen, zumeist, um Personen, Szenen, Objekte für die Erinnerung festzuhalten.
So kann die Fotoserie „Bewerberinnen/Bewerber“ (2017) als ein historisches Dokument, das die Geschichte der Fotografie widerspiegelt, gelesen werden. Passbilder von Stipendiat*innen aus dem Archiv des Evangelischen Studienwerks Villigst e. V. von 1950 bis 2012 zeigt die Reihe und verdeutlicht, wie sich die Selbstdarstellung und das Medium Fotografie verändert haben: von schwarz-weiß zur Farbe, vom analogen hin zum digitalen Medium, vom aufwendigen Studiobild zum schnellen Automatenfoto.
Auf den ersten Blick haben die Entstehungsmethoden der Bildessays von Matthias Zielfeld (geb. 1976 in Esslingen am Neckar, lebt in Leipzig) aktionistische Züge. „das heft deutschland 6“ zum Beispiel zeigt Aufnahmen aus einer Aldi-Filiale in Leipzig: Menschen, die in Zeitungen stöbern, Einkaufszettel überprüfen, an der Kasse anstehen oder Zutatenlisten lesen. Es sind Momente des banalen Alltäglichen, die Zielfeld einfängt. Tatsächlich aber geht es dem Fotografen darum, das Klima sozialer Räume und sozialen Verhaltens mit der Kamera auszutesten und fotografisch zu reproduzieren. Seine fotografischen Streifzüge führen ihn gezielt über bevölkerte Plätze, an Straßenkreuzungen oder über Baustellen.
Zielfeld überschreibt seine Fotoserien mit „das heft deutschland“, wobei jede Reihe ihr eigenes Konzept besitzt. „In jeder Ausgabe biete ich einen jeweils spezifischen Blick auf etwas, das ich mit „deutschland“ betitele. Ich erwarte eine Interferenz zwischen dem Titel und dem Inhalt der jeweiligen Ausgabe.“ Matthias Zielfeld
Die Ausstellung wird gefördert von: