Ausstellung
Daily Memories
16.11.2014 -
01.03.2015
Erinnerst du dich? Erinnerung ist die vielleicht wichtigste Methode unserer Orientierung im Leben. So unmittelbar Erinnerungen ein Teil unserer Persönlichkeit und unseres sozialen Wesens sind, so wenig greifbar erscheint die alltägliche Funktionsweise unseres Gedächtnisses.
Unsere Erinnerungen können uns täuschen, verfolgen, sie selektieren, was geschah und sie verlassen uns – vielleicht besonders in unserer heutigen Zeit, die ein ungekanntes Maß technischer Kapazitäten zur Speicherung charakterisiert. Verliert unser Erinnerungsvermögen das bisherige Maß an Einsicht und verschieben sich bereits die Maßstäbe des Wirklichen in die Perspektive aufgerufener Schlagwörter im Internet? Immer war es vielleicht die wichtigste Idee und Aufgabe der Kunst, festzuhalten, was ist, um auch später und an anderen Orten darüber Auskunft zu geben. Die künstlerische Form ist Instrument und Ort der Speicherung von Erinnerungen.
In den Werken von 17 internationalen Künstler*innen zeigen sich ganz unterschiedliche Methoden, in denen die Funktion von Erinnerung sichtbar wird. Da geht es beispielsweise um die mithilfe der Massenmedien kollektiv verankerten Bilderinnerungen, die Michael Schirner in manipulierten Fotografien untersucht; da ist die Angst vor dem Vergessen oder Vergessenwerden, von denen die gesichtslosen Porträts des Malers Gideon Rubin sprechen; da erklingt in einem Video von Edgar Arceneaux die in einem Lied verarbeitete Erinnerung an den eigenen Vater.
Das Foto von Anahita Razmi erinnert an Aufnahmen von Micheline Bernardini aus dem Jahre 1946. Der Modeschöpfer Louis Réard hatte das Mannequin mit einem zweiteiligen Badeanzug auf den Laufsteg geschickt, der mit Pressebildern von Atomtests am Bikini-Atoll bedruckt war. Dieser provokante medienwirksame Auftritt etablierte seinerzeit das Wort „Bikini“ in der Modebranche.
Hans-Peter Feldmann entdeckt Typologien im Alltag. Sein Zyklus 100 Jahre besteht aus 101 Fotografien. Er beginnt mit einem Foto kurz nach der Geburt und alle weiteren Fotos stehen jeweils für ein Lebensjahr. Wie so oft ist die Fotografie ein Speicher für Erinnerungen an das Leben.
Das Wort Daily bezieht sich auf unser Erinnern im Alltag, das oft durch unbewusste Reize ausgelöst wird, sei es durch einen Geruch, ein Geräusch – oder das Betrachten von Kunst. So konstruiert die Ausstellung einen komplexen Horizont von Bildern und Bedeutung, in dem sich die Betrachter*innen mit seinen eigenen Erfahrungen bzw. mit seinem Gedächtnis spiegeln kann.
Beteiligte Künstler*innen: Edgar Arceneaux, Jeremy Deller, Markus Draper, Hans-Peter Feldmann, Ruth Francken, Dieter Froelich, Michael Hofstetter, Sven Johne, Rashid Johnson, Joep van Liefland, Nicolas Nixon, Anahita Razmi, Realities:United, Gideon Rubin, Nichael Schirner, Nanaé Suzuki, Yin Xiuzhen
Publikation zur Ausstellung
daily memories
Hrsg. von Annegret Laabs und Uwe Gellner, 2015
Text dt./engl.: Susanne Altmann, Gabriel Coxhead, Uwe Förster, Uwe Gellner, Karin Hutflötz, Annegret Laabs, Judith Mader, Anna Mühlhausen, Ilka Rambausek
Übersetzung: Steven Lindberg
128 Seiten, zahlr. farb. Abb., Softcover
ISBN 978-3-9816665-3-3
Preis: 24,00 Euro