Ausstellung

unverschämt rebellisch

Sanja Iveković Ulrike Rosenbach Gabriele Stötzer

14.04.2024 -
30.06.2024

Radikale künstlerische Positionen beziehen Sanja Iveković (geb. 1949 in Zagreb), Ulrike Rosenbach (geb. 1943 in Bad Salzdetfurth) und Gabriele Stötzer (geb. 1953 in Emleben) seit den 1970er Jahren. Unabhängig voneinander entwickelten sie in den sehr verschiedenen politischen Kontexten ihrer Herkunftsstaaten eine Bildsprache, die gängige Geschlechterrollen und die damit verbundenen kulturellen Normen kritisiert.

Sanja Iveković, Ženska kuća (Sunčane naočale) / Frauenhaus (Sonnenbrillen), 2002–2004
Ulrike Rosenbach, Reflexionen über die Geburt der Venus, 1976/1978
Gabriele Stötzer, Fleischsäule Europa, 1991

Im Mittelpunkt ihrer Arbeiten steht immer die Frau: Bei Rosenbach und Stötzer fungiert der weibliche Körper als Ausdrucksmittel. Sie nutzen ihn als Leinwand oder um mittels Bewegung aus ihren Grenzen auszubrechen. Iveković verurteilt mittels ihrer Arbeiten die Objektifizierung des Frauenkörpers und die damit einhergehende Projektionsfläche für geschlechtliche Zuschreibungen.
Die Künstlerinnen verwenden die unterschiedlichsten Medien wie Performance, Fotografie, Textilien, Schrift, Malerei und Film, um die Geschlechtszuweisungen anzuprangern und den gängigen Bildern ihre eigenen Bilder entgegenzusetzen: mal laut in großangelegten Aktionen, mal leise in intimen Momenten, doch immer mit klarer Botschaft.

Ausgehend von ihren eigenen Biografien entstehen Werke, in denen sie das Verhältnis von Geschichte und Gegenwart vor dem Hintergrund ihrer weiblichen Identität thematisieren. Sie weisen auf Missstände hin und haben als Initiatorinnen bzw. Mitbegründerinnen von Frauenbewegungen aktiv das politische Geschehen mitgestaltet. Zum Ausdruck kommt dies in ihren Arbeiten durch zuweilen rigorosen künstlerischen Methoden, zu den sie greifen, und damit neue Ausdrucksmöglichkeiten aufzeigen, die für viele Gebiete der zeitgenössischen politischen Kunst wegweisend wurden.

Die Ausstellung präsentiert sowohl Fotografien, Videoarbeiten, Performances sowie Installationen aus dem Beginn des Schaffens von Ulrike Rosenbach, Gabriele Stötzer und Sanja Iveković als auch jüngere Werke.

Sanja Iveković (geb. 1949 in Zagreb) verknüpft künstlerische Praxis mit sozialem Aktivismus. Sie gilt als eine der ersten feministischen Künstlerinnen Kroatiens. In ihren frühen Arbeiten, die im Umfeld der jugoslawischen Bewegung „Neue Kunstpraxis“ entstanden, untersucht sie die Beziehung zwischen Massenmedien und Ideologie. Spätere Projekte erkunden die Transformation der Balkanländer von sozialistischen zu nationalistischen politischen Systemen. Ivekovićs Arbeiten kritisieren die Stellung der Frau in der Gesellschaft und die Darstellung von Frauen in den Medien. Sie konstatiert den Rückfall in ein patriarchales System und beschäftigt sich mit Gewalt gegen Frauen - ein Aspekt, der in den letzten Jahren vermehrt an Sichtbarkeit gewonnen hat.
Häufig verwendet Iveković schillernde Werbebilder, die Models zeigen, und setzt ihnen in Form von Text eine gesellschaftliche Realität entgegen, etwa von häuslicher Gewalt betroffene Frauen.
Sie lehrte seit der Gründung im Jahr 1994 am Zentrum für Frauenstudien in Zagreb und ist Gründerin von Electra – dem Frauenkunstzentrum Zagreb.


Ulrike Rosenbach (geb. 1943 in Salzdetfurth bei Hildesheim) gilt als Pionierin der Videokunst. Sie studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Joseph Beuys und entdeckte früh das damals noch neue Medium des Videos für sich. In ihrer prozessualen und medienübergreifenden Arbeitsweise entstehen aus Performances Videos und aus Videos wiederum Installationen und Skulpturen. So schafft die Künstlerin gesamte Werkzyklen.
1969 kommt Rosenbach in Berührung mit dem amerikanischen Feminismus und wird selbst Teil dieser Bewegung. Ihre Themen sind die weibliche Identität und die Rolle als Künstlerin, Ehefrau und Mutter. Ulrike Rosenbachs Werk legt in ihren Arbeiten den Finger in die Wunde patriarchaler Rollenklischees und konterkariert sie mit anderen Weiblichkeitsbildern.


Gabriele Stötzer
(geb.1953 in Emleben bei Gotha) behandelt in ihren Werken das (weibliche) Individuum, das sie in Gegensatz zu einer totalitären Gesellschaft stellt. Nach einem einjährigen Gefängnisaufenthalt wegen „Staatsverleumdung“ im Frauengefängnis Hoheneck kam sie über die Schriftstellerei zur Fotografie und zum Film.

Sie schuf unter anderem eine große Anzahl an Fotografien, die alle vom nackten weiblichen Körper ausgehen. In Performances und Inszenierungen mit anderen (Nicht-)Künstlerinnen enthebt sie den Körper aus dem alltäglichen und kontextualisiert ihn mit unausgesprochenen Erfahrungen und Verletzung.
Mit ihren Arbeiten bäumt sie sich gegen sozialistisch-kleinbürgerlich-dogmatische Tabus ihrer Zeit. Nur in der Kunst findet sie ihren Freiraum für ihr Engagement gegen Entmündigung und Reglementierung.

In den frühen 1980er-Jahren war Gabriele Stötzer Mitbegründerin der Erfurter Künstlerinnengruppe Exterra XX und 1989 der Bürger*inneninitiative „Frauen für Veränderung”. Im selben Jahr war sie Mitinitiatorin der Besetzung der Stasi-Bezirksverwaltung Erfurt.

Die Ausstellung wird gefördert von:

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Ausstellung

Sven Johne

Das sowjetische Hauptquartier

08.03.2024 -
26.05.2024

Videoarbeit aus der Mediensammlung des Kunstmuseums:

Das sowjetische Hauptquartier (2023) spielt auf dem heute brachliegenden Gelände des ehemaligen Hauses der Offiziere in Brandenburg. Bis 1994 diente es als eine Art kulturelles Hauptquartier der in Ostdeutschland stationierten sowjetischen Truppen.

Sven Johne, Das sowjetische Hauptquartier, 2023, Videostill, © Sven Johne / VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Sven Johne, Das sowjetische Hauptquartier, 2023, Videostill, © Sven Johne / VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Sven Johne, Das sowjetische Hauptquartier, 2023, Videostill, © Sven Johne / VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Das Anwesen ist Schauplatz eines Immobilien-Besichtigungstermins. Der zum Erfolg verdammte Makler Becker führt wortreich die vermeintliche Interessentin Katharina Baronn durch die verlassenen Räumlichkeiten. Im Verlauf des Films tritt der innere Monolog Baronns in den Vordergrund: Als achtjähriges Kind erlebte sie hier den Abzug der sowjetischen Truppen. Seither geistert eine sentimentale „Kinder-Sowjetunion“ (in Johnes Worten) als vermeintliche Alternative zum real existierenden Kapitalismus in ihren Erinnerungen.

In dem Video geht es um die Wirkmächtigkeit von Ideologien und um den Abschied von der Kindheit. Sven Johne verbindet in seinen Arbeiten das individuelle Narrative mit offizieller Geschichte, das politische Ernsthafte mit einfühlsamer Poetik. Er greift Themen auf, die oftmals die Gegenwart spezifisch ostdeutscher Zustände widerspiegeln. Dabei steht nicht nur die Transformation einer Gesellschaft, das Verschwinden eines ganzen Landes und seiner kulturellen Beheimatungen, im Mittelpunkt der Werke, sondern auch – wie hier im Film, persönliche Schicksale.

Die Videoarbeit konnte mit Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt angekauft werden.

Katharina Baronn: Luise Helm
Becker: Marc Zwinz
Kamera/Beleuchtung: Steve Kfoury
Ton: Torsten Reimers / Michael Freitag
Schnitt: Sven Voß

Produziert / unterstützt von:
Fluentum / Brandenburgische Gesellschaft für Kultur und Geschichte

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Ausstellung

Ulrich Wüst

Haltepunkte

26.11.2023 -
01.04.2024

Die Ausstellung „Haltepunkte“ schlägt mit ausgewählten Bildreihen einen großen Bogen durch das umfangreiche fotografische Werk von Ulrich Wüst. Arbeiten aus zehn Fotoserien, die zwischen 1984 und 2023 entstanden sind, werden gezeigt. Darunter befindet sich auch die jüngste Bildserie zur Elbe im Magdeburger Stadtgebiet mit dem Titel „Stromauf/Stromab“.

Ulrich Wüst, aus der Serie "Notizen", 1984 - 1986
Ulrich Wüst, aus der Serie "Oktober", 1989
Ulrich Wüst, aus der Serie "Randlage", 2014-2018
Ulrich Wüst, aus der Serie "Stromauf/Stromab", 2022-2023

Ulrich Wüst gelingt es, in seinen Fotografien das festzuhalten, was normalerweise vom Alltag übertönt wird. Sein Blick für das Detail und sein genaues Hinschauen machen ihn zu einem Beobachter seiner Zeit, dem die kleinen Skurrilitäten des Alltags nicht entgehen.

In der Fotografie findet Ulrich Wüst zu Konzentration und Ausdruck, um seine Beobachtungen in die sie auslösenden Gedanken und Emotionen zu binden. Oft wirken seine Bildmotive wie aus dem Lauf der Zeit gelöst, dazu bestimmt, als Fotografien zu überdauern. Dabei fällt die Stille auf, welche alle seine Motive umgibt, seien es die menschenleeren Straßen in Magdeburg oder Berlin, Erkundungen entlang der Elbe, Blicke in Schaufenster oder Fundstücke des Alltags wie Glasscheiben oder Geldscheine. In der Art ihrer Beschreibung äußert sich die besondere Sensibilität des Fotografen für zeitgeschichtliche Abläufe und die sie begleitenden Veränderungen.

Der gebürtige Magdeburger entwickelt früh einen völlig eigenständigen szenischen Blick. Zunächst auf persönliche Dokumentationen fokussiert, entstehen bald in großer Zahl seine typischen Schwarzweißaufnahmen von Straßen und Gebäuden im generalisierten Blick auf die Stadt, auf ihre Schönheit und Vergänglichkeit, auf ihre Deformationen und Zumutungen. Mit den Jahren wendet sich Ulrich Wüst auch dem Inventar zu, an dem Menschen hängen, bestehend aus Fundgegenständen oder Alltagsbildern, die ihm der Zufall zuspielt. Er ist daran interessiert, die enthaltenen Spuren und Zeichen der Vergangenheit aus heutiger Sicht auszudeuten.

Ulrich Wüst wurde 1949 in Magdeburg geboren. Von 1967 bis 1972 studierte er in Weimar an der Hochschule für Architektur und Bauwesen im Fach Stadtplanung. Bis 1977 arbeitete er als Stadtplaner, vor allem in Berlin, wo er seit 1972 lebt. Von 1979 bis 1983 war Ulrich Wüst als Bildredakteur und Fotograf tätig. Seit 1984 arbeitet er freiberuflich als Fotograf. 2021 erhielt er den Kunstpreis des Landes Sachsen-Anhalt.

 

Fotoaktion

Ulrich Wüst hält auf seinen Fotografien nicht nur die Gebäude und Straßen in Magdeburg fest, sondern ermöglicht es uns - mit seinem Blick fürs Detail - unsere Umgebung neu und anders zu betrachten.

Wir sind auf der Suche nach Ihren ganz eigenen Blicken auf die Stadt Magdeburg, die Sie mit der Kamera festgehalten haben. Egal ob mit Smartphone oder Fotoapparat - es geht darum, Ihren Blick auf vermeintlich Alltägliches einzufangen und die Welt aus der persönlichen Perspektive zu zeigen.

Bilder können auf Instagram mit #wüst_inspiriert geteilt werden.

Die Ausstellung wird gefördert von:

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Ausstellung

Ursula Wevers

Die Elbe vor der Nordsee

15.10.2023 -
03.03.2024

Flusslauf, Regen, Schiffsbewegungen und ab und zu Möwenflug, nichts von dem, was man in diesem Video sehen kann, verharrt, alles verbindet sich in einer Art Schwebezustand, in dem sich die sichtbaren Elemente kaum trennen wollen.

Ursula Wevers hat sich mit der Kamera in den Gang der Dinge gestellt. Die normale Fähigkeit einer Filmkamera den Zeitlauf aufzeichnend mitzuverfolgen, trifft auf die Wasser überströmte Unvorhersehbarkeit der Szenerie, doch obwohl so total vom nasskalten Wetter bestimmt, wirkt die Situation eigenartig besänftigt. Liegt es am Unabänderlichen des Wetters oder ist es die aufmerksame Geduld der Kamera, die sich davon nicht beeindrucken lässt, die uns zum Mitbeobachter des Naturschauspiels der Elbmündung macht?

Intuition und Erfahrung sprechen aus den dokumentarischen Mitteln der Videoarbeit, die abgesehen von wenigen Schnitten in Realzeit abläuft. Ursula Wevers sagt, dass sich diese Arbeit einfach aus der Situation ergab. Doch erweisen sich der Verzicht auf ein Stativ oder die Akzeptanz der Autoscheibe als wichtige Entscheidungen, um später die Ereignisse in die Augen der Betrachter*innen zu verlegen und um Regen und Kälte nah und fühlbar zu machen. Sie verstärken die atmosphärische Ambivalenz zwischen Tristesse und Hingabe, die sich unwillkürlich mitteilt und die all dem austauschbaren Grau vor der Kamera die natürliche Symbolik dieses Ortes gegenüberstellt.

Die Elbe vor der Nordsee lässt den Bogen zurückverfolgen in das Jahr 1969, als Gerry Schum und Ursula Wevers mit dem ersten Filmprojekt der Fernsehgalerie unter dem Begriff Land Art einer neuen Kunsthaltung zum Durchbruch verhelfen. Die Elbe vor der Nordsee zeigt genau das, was die Kamera der Künstlerin während einer knappen halben Stunde an diesem Ort aufnehmen konnte. Kaum scheint es möglich, sich mit filmischen Mitteln näher in die Natur zu begeben.

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Ursula Wevers, Die Elbe vor der Nordsee (Still), 2001

Ausstellung

John Smith

Worst Case Scenario

01.12.2023 -
04.02.2024

Videoarbeit aus der Mediensammlung des Kunstmuseums:

Ein Fenster mit Blick auf den Fußgänger- und Fahrzeugverkehr an einer Straßenecke. „Worst Case Scenario“ besteht aus einer Sammlung von Standbildern, die das tägliche Leben an einer Wiener Straßenecke zeigen und erst im weiteren szenischen Verlauf vorsichtig in Bewegung geraten.

John Smith, Worst Case Scenario (Still), 2003
John Smith, Worst Case Scenario (Still), 2003
John Smith, Worst Case Scenario (Still), 2003

Es beginnt ein subtiles Spiel mit der Aufmerksamkeit de*r Betrachter*innen, denn was sich völlig alltäglich auf der Straße und unter den Passanten ereignet, scheint einer unsichtbaren Steuerung ausgesetzt. Allmählich läuft alles im Crescendo auf ein unvorhersehbares Ereignis zu.

Was bewegt die Menschen so zielstrebig durch die Straßen? Wie funktioniert der menschliche Wille, und wodurch findet er seine Richtung? Während sich die Wiener Straßenszene bereits in hektischen Abläufen und bedrohlicher Geräuschkulisse ergeht, zeigt sich unvermittelt der Autor am Fenster und bekennt sich zur Fiktion des Videos. Beruht alles nur auf einem simplen Irrtum, auf der englischen Lesart einer Wiener Ladenbeschilderung für Wurst & Käse?

„Worst Case Scenario“ wurde über den Zeitraum einer Woche aus einem Fenster mit Blick auf die Szene gedreht und erkundet die Mehrdeutigkeiten der Bilder. Dabei entwickelt der Film Themen, die sich auf das Beobachten und Beobachtetwerden, die Distanz und die unbehagliche Nähe konzentrieren. Während die statische Welt der Fotografien allmählich zum Leben erwacht, eröffnet der Soundtrack einen anderen, unsichtbaren Raum und eine zunehmend unwahrscheinliche Kette von Ereignissen und Beziehungen beginnt sich zu entwickeln.

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Ausstellung

Of(f) Road

Koen van den Broek

15.10.2023 -
04.02.2024

Häuserfassaden, Straßenschluchten, Fahrzeuge und Gehwege. Seit Anfang der 2000er macht der belgische Künstler Koen van den Broek seine urbane Gegenwart zum Gegenstand seiner Gemälde. Mit Leichtigkeit bewegt er sich dabei entlang der Grenzen von Abstraktion und Abbild der Wirklichkeit.

Wanderlust #2, 2021
Red Border, San Pedro, South Bay, 2000
Dante's Lot, 2017
Viaduct #3, 2015
Central LA, 2020

Seine Werke bilden ganz eigene Ausschnitte von zunächst unscheinbaren, menschenleeren Orten ab: Abstrakte Flächen werden durch die Hinzufügung weniger Details zu großartigen Straßenzügen; Bordsteine und Schatten werden zu kompositorischen Bildmitteln und der großzügige monochrome Einsatz von Farbe lenkt die Blicke der Betrachter*innen.

Trotz der Abwesenheit des Menschen in den Bildern ist dessen Präsenz überall spürbar: Brücken, Abwasserkanäle, Straßenlaternen, Rohre, Hauswände mit Werbebotschaften oder Autos. Seine Inspiration findet Koen van den Broek auf Fotos, die er auf Roadtrips hauptsächlich durch die USA aufnimmt. Herausgelöst aus ihren ursprünglichen Zusammenhängen, entwickeln seine Motive ein Eigenleben. Wie von selbst zoomen seine Gemälde auf diese Ausschnitte, ordnen und komponieren Farben, Licht und Schatten und führen den Maler immer wieder hin zur Abstraktion. Verspieltheit, Vielfalt und Dualität – starre Abgrenzung versus wilde Pinselstriche, Tiefe versus Oberfläche – sind charakteristisch für seine Malerei.

Die Ausstellung im Kunstmuseum Magdeburg zeigt einen Querschnitt durch das malerische Werk Koen van den Broeks aus der Zeit von 1998 bis in die Gegenwart. Erstmals wird damit das in über 25 Jahren entstandene Werk des Malers in seiner ganzen Breite in einem deutschen Kunstmuseum zu sehen sein.

Koen van den Broek (*1973 in Bree, Belgien) studierte zunächst Architektur und anschließend Malerei an der Königlichen Akademie von Antwerpen sowie an der Akademie der bildenden Künste von Breda. Seine Werke werden in Einzel- und Gruppenausstellungen in Europa, Nordamerika und Asien präsentiert und befinden sich u.a. im Astrup Fearnley Museet (Oslo), Los Angeles County Museum of Art, San Francisco Museum of Modern Art, SMAK (Gent) und Museum of Contemporary Art Antwerp.

Die Ausstellung "OF(F) ROAD" wird im Anschluss im Ludwig Museum in Koblenz gezeigt.

Die Ausstellung wird gefördert von:

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Publikation zur Ausstellung:

Koen van den Broek. Of(f) Road
Hrsg.  Annegret Laabs
Text dt/engl.: Annegret Laabs, Beate Reifenscheid
Übersetzung: Brian Currid
132 S., zahlreiche Abb., Softcover
VfmK Verlag für moderne Kunst GmbH, Wien
ISBN 978-3-99153-076-3
Preis: 34,00 Euro
während der Ausstellungslaufzeit: 24,00 Euro

Ausstellung

Looking for Humanity

14.05.2023 -
24.09.2023

Die Welt wird immer fragiler. Dadurch wird das ständige Neuverhandeln zwischen Kunst und Leben, zwischen politischen Aktivitäten und deren Resultaten mehr und mehr zum Thema für die Kunst unserer Zeit: Wie wollen wir in Zukunft leben? Wie und wo machen wir uns auf die Suche nach Menschlichkeit?

Chto Delat, Canary Archives, 2022, 4-Kanal-Videoinstallation
Nasan Tur, Memory as Resistance, seit 2017, Mehrkanal-Videoinstallation
Cemile Sahin, It would have taught me wisdom, 2021, Installation mit Tapete, 5 UV-Drucken auf Fahrzeugkunststofffolie auf blauem Acrylglas, Metallrohre
Sergey Bratkov, aus der Serie "Ukraine", 2009, C-Print auf Alu-Dibond

Die Ausstellung präsentiert internationale Positionen aus Fotografie, Videokunst und Installation, die sich in der Gegenwart in die Debatte um Macht und Auswirkungen der Macht einmischen und die im Sinne einer verantwortungsbewussten Menschlichkeit Stellung beziehen.

Die Stärke der Kunst liegt darin, Grenzen zu verwischen, Beziehungen zwischen Räumen und Zeiten, zwischen Realität und Fiktion neu aufzuteilen. Künstler*innen stellen Fragen und stellen „infrage“, sie loten physische, emotionale und ästhetische Grenzen aus und nehmen somit auch die Praktiken und Logiken des politischen Handelns selbst ins Visier. Es geht um die Fragilität von Volksvertretungen und um die Grenzen parlamentarischer Demokratie, um Krieg und Frieden, um Freiheit und Menschlichkeit. Der Fokus liegt auf dem persönlichen Engagement, das sich folgerichtig gegen eine Politik wendet, die Ab- und Ausgrenzung propagiert.

Die Werke in der Ausstellung „Looking for Humanity“ lassen sich als Seismografen des politischen Handelns der Gegenwart lesen und laden ein, sich den Fragen der Zukunft zu stellen, die uns als Menschen umtreiben.

Künstler*innen (Auswahl): Yael Bartana, Pauline Boudry/Renate Lorenz, Sergey Bratkov, Chto Delat, Johanna Diehl, Jonas Englert, Jochen Gerz, Manaf Halbouni, Robert Kunec, Anna Malagrida, Cemile Sahin, Nasan Tur, Silke Wagner, Tobias Zielony

Zur Ausstellung gibt es die Gesprächsreihe Lasst uns Reden, die zusammen mit der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt durchgeführt wird. Künstler*innen aus der Ausstellung „Looking for Humanity“ treffen auf Gesprächspartner*innen aus Medien und Wissenschaft. Der Eintritt ist frei.
Die Termine finden Sie hier.

Die Ausstellung wird gefördert von:

Ausstellung

Archiv Einsdreissig

Monika Huber

07.03.2023 -
27.08.2023

Eine Minute und dreißig Sekunden. Das ist die durchschnittliche Länge eines Beitrags in einem Nachrichtenblock wie in den "Tagesthemen" oder dem "Heute Journal". Monika Huber erstellt seit Anfang 2011, mit dem Beginn des „Arabischen Frühlings“, ein digitales Archiv aus Nachrichtenbildern - das Archiv Einsdreissig.

Es dokumentiert den weltweiten politisch-gesellschaftlichen Wandel in seiner medialen Spiegelung und bildnarrativen Konstruktion.
Als Langzeitdokumentation konzipiert, umfasst es derzeit etwa 40 000 Fotografien. Aus diesen hat Huber Bilder ausgewählt, sie durch Übermalung oder Überzeichnung bearbeitet oder in ein Video transformiert.

Dabei greift die Künstlerin die gewöhnlich in der täglichen Nachrichtenflut untergehenden Bilder auf, um sie mittels Bearbeitung neu sichtbar, erfahrbar und reflektierbar zu machen. Die von ihr ausgewählten Medienbilder zeigen immer wieder Menschen als protestierende und revoltierende Akteure, als Subjekt und Objekt politisch-öffentlicher, oft gewaltsamer und kriegerischer Ereignisse.

Monika Huber, Arvich Einsdreissig
Monika Huber, Moonstar

Monika Huber studierte Malerei an der Akademie der Bildenden Künste München bei Günter Fruhtrunk. Sie schloss 1985 das Studium mit dem Meisterschülerdiplom für Malerei und Grafik ab. Ihre Arbeiten werden seit 1983 in zahlreichen Galerie-Ausstellungen, Museumspräsentationen, architekturbezogenen Installationen und öffentlichen Interventionen gezeigt. Monika Huber lebt und arbeitet in München.

Die Ausstellung wird gefördert von:

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Publikation zum Archiv Einsdreissig:

Monika Huber - Archiv Einsdreissig
Hrsg. Monika Huber
Text dt.: Ernst van Alphen, Mieke Bal, James W. Davis, Antje Kapust, Ute Schaeffer, Ulrich Wilmes, Vorwort: Bernhart Schwenk
192 S., zahlreiche Farbabb., Softcover
Deutscher Kunstverlag
ISBN 978-3-422-80081-6 (deutsche Ausgabe)
ISBN 978-3-422-80085-4 (englische Ausgabe)

Preis: 48,00 Euro

Ausstellung

Zandile Tshabalala

In Search of my Mother's Garden

10.07.2022 -
31.10.2022

Zandile Tshabalalas Gemälde erzählen Geschichten von Leichtigkeit, Stärke und Selbstvertrauen - von Frauen ihresgleichen in den 2020er Jahren: jung und Schwarz.

Zandile Tshabalala, Lounging I: G fabulous, 2021, Acryl auf Leinwand, Foto: Simon Vogel, Courtesy: Galerie Nagel Draxler Berlin/ Köln/ München
Zandile Tshabalala, the act of self love: cleansing, 2021, Acryl auf Leinwand, Foto: Simon Vogel

Die südafrikanische Künstlerin gehört zu einer neuen Generation, die in den letzten Jahren die figürliche Malerei als Ausdrucksmöglichkeit für sich entdeckt und neu interpretiert hat. Ausgehend von ihrer eigenen Selbstbestimmtheit schafft sie Selbstbilder von Frauen, die ihre schwarze Identität feiern und vom oft üblichen Narrativ über Schwarze Frauen abweichen, ob ganz entspannt beim Lesen, beim Herumalbern mit Freundinnen oder in intimen Situationen.

Tshabalalas Figuren sind farbige, kraftvolle Darstellungen ihrer Alltagswelt. Oft stehen gezielt gesetzte Primärfarben den tiefschwarzen, flachen, kaum ausgearbeiteten Gesichtern der Figuren entgegen und bezeugen einen selten gesehenen, spontanen, freien und erfrischenden Umgang mit Farbe.

Zandile Tshabalala (geb. 1999) lebt und arbeitet in Soweto, Johannesburg, Südafrika. 2021 erhielt sie das Kaiserringstipendium des Mönchehaus Museums Goslar. Ihre Werke waren bisher u.a. in Ausstellungen in Südafrika, Ghana, Nigeria, Großbritannien und Deutschland zu sehen.

 

Die Ausstellung wird gefördert von:

Publikation zur Ausstellung:

Zandile Tshabalala
Hrsg. von Bettina Ruhrberg und Annegret Laabs
Text dt/engl.: Bettina Ruhrberg, Annegret Laabs, Naïla Opiangah
Übersetzung: Josephine Cordero Sapién
106 S., zahlreiche Abb., Softcover
VfmK Verlag für moderne Kunst GmbH
ISBN 978-3-903439-38-2
Preis: 24,00 Euro

Ausstellung

Susan Meiselas

Mediations

18.10.2022 -
29.01.2023

Als die Fotografin Susan Meiselas 1979 in Nicaragua den Auslöser ihrer Kamera drückte und einen Mann einfing, der in der linken Hand das Gewehr, mit der rechten einen Molotow-Cocktail warf, schuf sie ein Kultbild der Revolution, das über die Jahrzehnte zu einem internationalen Symbolbild gegen Unterdrückung geworden ist, fest verankert im kollektiven Bildgedächtnis unserer Zeit und massenhaft reproduziert.

Susan Meiselas, Debbie and Renee, Rockland, Maine, 1972 © Susan Meiselas/ Magnum Photos

Susan Meiselas, die 1948 in Baltimore, Maryland geboren wurde, ist bekannt für ihren einzigartigen dokumentarischen Stil und ihre visuelle Form der Erzählung, in der sie Fotografie-Serien mit Interviews, handgemachten Büchern, Projektionen und Archivmaterialien zusammenführt.

Die Ausstellung zeigt das in den letzten 50 Jahren entstandene Werk der Fotografin, die seit 1976 bei der Fotoagentur Magnum unter Vertrag, eine der wenigen Frauen ist, die in den Krisen und Kriegsregionen der Welt unentwegt unterwegs war.

Von Porträts aus den 1970er Jahren, in denen sie die Ungleichheit der Lebensrealitäten in den USA dokumentiert, über intime Aufnahmen von Stripperinnen bis zu ikonisch gewordenen Bildern aus Krisen- und Konfliktgebieten reicht die Bandbreite ihrer Arbeit. Mit ihren Fotoserien, die sie nicht selten als Langzeitstudien anlegt, umfasst die US-Amerikanerin ein breites Spektrum an Themen und erzeugt Aufmerksamkeit für Minderheiten und weltweite kriegerische Auseinandersetzungen, wie die Revolution in Nicaragua gegen die Militärdiktatur der Somoza, den Bürgerkrieg in El Salvador oder den Völkermord an der kurdischen Bevölkerung im Nordirak unter dem Regime von Saddam Hussein.

Die Ausstellung Susan Meiselas „Mediations“ wurde erstmals 2018 im Jeu de Paume, Paris, später in Barcelona, Wien und zuletzt im C/O Berlin gezeigt. Sie umfasst rund 600 Fotografien und Video-Installationen aus den 1970er-Jahren bis heute und entstand in Zusammenarbeit mit Magnum Photos und C/O Berlin.

 

In Zusammenarbeit mit:

Die Ausstellung wird gefördert von: