Ausstellung
Of(f) Road
Koen van den Broek
15.10.2023 -
04.02.2024
Häuserfassaden, Straßenschluchten, Fahrzeuge und Gehwege. Seit Anfang der 2000er macht der belgische Künstler Koen van den Broek seine urbane Gegenwart zum Gegenstand seiner Gemälde. Mit Leichtigkeit bewegt er sich dabei entlang der Grenzen von Abstraktion und Abbild der Wirklichkeit.
Koen van den Broek, Wanderlust #2, 2021, Öl auf Leinwand, Foto: Philipp von Rosen Galerie
Seine Werke bilden ganz eigene Ausschnitte von zunächst unscheinbaren, menschenleeren Orten ab: Abstrakte Flächen werden durch die Hinzufügung weniger Details zu großartigen Straßenzügen; Bordsteine und Schatten werden zu kompositorischen Bildmitteln und der großzügige monochrome Einsatz von Farbe lenkt die Blicke der Betrachter*innen.
Trotz der Abwesenheit des Menschen in den Bildern ist dessen Präsenz überall spürbar: Brücken, Abwasserkanäle, Straßenlaternen, Rohre, Hauswände mit Werbebotschaften oder Autos. Seine Inspiration findet Koen van den Broek auf Fotos, die er auf Roadtrips hauptsächlich durch die USA aufnimmt. Herausgelöst aus ihren ursprünglichen Zusammenhängen, entwickeln seine Motive ein Eigenleben. Wie von selbst zoomen seine Gemälde auf diese Ausschnitte, ordnen und komponieren Farben, Licht und Schatten und führen den Maler immer wieder hin zur Abstraktion. Verspieltheit, Vielfalt und Dualität – starre Abgrenzung versus wilde Pinselstriche, Tiefe versus Oberfläche – sind charakteristisch für seine Malerei.
Die Ausstellung im Kunstmuseum Magdeburg zeigt einen Querschnitt durch das malerische Werk Koen van den Broeks aus der Zeit von 1998 bis in die Gegenwart. Erstmals wird damit das in über 25 Jahren entstandene Werk des Malers in seiner ganzen Breite in einem deutschen Kunstmuseum zu sehen sein.
Koen van den Broek (*1973 in Bree, Belgien) studierte zunächst Architektur und anschließend Malerei an der Königlichen Akademie von Antwerpen sowie an der Akademie der bildenden Künste von Breda. Seine Werke werden in Einzel- und Gruppenausstellungen in Europa, Nordamerika und Asien präsentiert und befinden sich u.a. im Astrup Fearnley Museet (Oslo), Los Angeles County Museum of Art, San Francisco Museum of Modern Art, SMAK (Gent) und Museum of Contemporary Art Antwerp.
Die Ausstellung "OF(F) ROAD" wird im Anschluss im Ludwig Museum in Koblenz gezeigt.
Die Ausstellung wird gefördert von:
Publikation zur Ausstellung:
Koen van den Broek. Of(f) Road
Hrsg. Annegret Laabs
Text dt/engl.: Annegret Laabs, Beate Reifenscheid
Übersetzung: Brian Currid
132 S., zahlreiche Abb., Softcover
VfmK Verlag für moderne Kunst GmbH, Wien
ISBN 978-3-99153-076-3
ab 16.12.2023
Preis: 34,00 Euro
während der Ausstellungslaufzeit: 24,00 Euro
Ausstellung
Ulrich Wüst
Haltepunkte
26.11.2023 -
01.04.2024
Die Ausstellung „Haltepunkte“ schlägt mit ausgewählten Bildreihen einen großen Bogen durch das umfangreiche fotografische Werk von Ulrich Wüst. Arbeiten aus zehn Fotoserien, die zwischen 1984 und 2023 entstanden sind, werden gezeigt. Darunter befindet sich auch die jüngste Bildserie zur Elbe im Magdeburger Stadtgebiet mit dem Titel „Stromauf/Stromab“.




Ulrich Wüst gelingt es, in seinen Fotografien das festzuhalten, was normalerweise vom Alltag übertönt wird. Sein Blick für das Detail und sein genaues Hinschauen machen ihn zu einem Beobachter seiner Zeit, dem die kleinen Skurrilitäten des Alltags nicht entgehen.
In der Fotografie findet Ulrich Wüst zu Konzentration und Ausdruck, um seine Beobachtungen in die sie auslösenden Gedanken und Emotionen zu binden. Oft wirken seine Bildmotive wie aus dem Lauf der Zeit gelöst, dazu bestimmt, als Fotografien zu überdauern. Dabei fällt die Stille auf, welche alle seine Motive umgibt, seien es die menschenleeren Straßen in Magdeburg oder Berlin, Erkundungen entlang der Elbe, Blicke in Schaufenster oder Fundstücke des Alltags wie Glasscheiben oder Geldscheine. In der Art ihrer Beschreibung äußert sich die besondere Sensibilität des Fotografen für zeitgeschichtliche Abläufe und die sie begleitenden Veränderungen.
Der gebürtige Magdeburger entwickelt früh einen völlig eigenständigen szenischen Blick. Zunächst auf persönliche Dokumentationen fokussiert, entstehen bald in großer Zahl seine typischen Schwarzweißaufnahmen von Straßen und Gebäuden im generalisierten Blick auf die Stadt, auf ihre Schönheit und Vergänglichkeit, auf ihre Deformationen und Zumutungen. Mit den Jahren wendet sich Ulrich Wüst auch dem Inventar zu, an dem Menschen hängen, bestehend aus Fundgegenständen oder Alltagsbildern, die ihm der Zufall zuspielt. Er ist daran interessiert, die enthaltenen Spuren und Zeichen der Vergangenheit aus heutiger Sicht auszudeuten.
Ulrich Wüst wurde 1949 in Magdeburg geboren. Von 1967 bis 1972 studierte er in Weimar an der Hochschule für Architektur und Bauwesen im Fach Stadtplanung. Bis 1977 arbeitete er als Stadtplaner, vor allem in Berlin, wo er seit 1972 lebt. Von 1979 bis 1983 war Ulrich Wüst als Bildredakteur und Fotograf tätig. Seit 1984 arbeitet er freiberuflich als Fotograf. 2021 erhielt er den Kunstpreis des Landes Sachsen-Anhalt.
Abb: Ulrich Wüst, aus der Serie "Stromab", 2023
Die Ausstellung wird gefördert von:
Ausstellung
John Smith
Worst Case Scenario
01.12.2023 -
04.02.2024
Ein Fenster mit Blick auf den Fußgänger- und Fahrzeugverkehr an einer Straßenecke. „Worst Case Scenario“ besteht aus einer Sammlung von Standbildern, die das tägliche Leben an einer Wiener Straßenecke zeigen und erst im weiteren szenischen Verlauf vorsichtig in Bewegung geraten.



Es beginnt ein subtiles Spiel mit der Aufmerksamkeit de*r Betrachter*innen, denn was sich völlig alltäglich auf der Straße und unter den Passanten ereignet, scheint einer unsichtbaren Steuerung ausgesetzt. Allmählich läuft alles im Crescendo auf ein unvorhersehbares Ereignis zu.
Was bewegt die Menschen so zielstrebig durch die Straßen? Wie funktioniert der menschliche Wille, und wodurch findet er seine Richtung? Während sich die Wiener Straßenszene bereits in hektischen Abläufen und bedrohlicher Geräuschkulisse ergeht, zeigt sich unvermittelt der Autor am Fenster und bekennt sich zur Fiktion des Videos. Beruht alles nur auf einem simplen Irrtum, auf der englischen Lesart einer Wiener Ladenbeschilderung für Wurst & Käse?
„Worst Case Scenario“ wurde über den Zeitraum einer Woche aus einem Fenster mit Blick auf die Szene gedreht und erkundet die Mehrdeutigkeiten der Bilder. Dabei entwickelt der Film Themen, die sich auf das Beobachten und Beobachtetwerden, die Distanz und die unbehagliche Nähe konzentrieren. Während die statische Welt der Fotografien allmählich zum Leben erwacht, eröffnet der Soundtrack einen anderen, unsichtbaren Raum und eine zunehmend unwahrscheinliche Kette von Ereignissen und Beziehungen beginnt sich zu entwickeln.
Ausstellung
Ursula Wevers
Die Elbe vor der Nordsee
15.10.2023 -
07.01.2024
Flusslauf, Regen, Schiffsbewegungen und ab und zu Möwenflug, nichts von dem, was man in diesem Video sehen kann, verharrt, alles verbindet sich in einer Art Schwebezustand, in dem sich die sichtbaren Elemente kaum trennen wollen.
Ursula Wevers hat sich mit der Kamera in den Gang der Dinge gestellt. Die normale Fähigkeit einer Filmkamera den Zeitlauf aufzeichnend mitzuverfolgen, trifft auf die Wasser überströmte Unvorhersehbarkeit der Szenerie, doch obwohl so total vom nasskalten Wetter bestimmt, wirkt die Situation eigenartig besänftigt. Liegt es am Unabänderlichen des Wetters oder ist es die aufmerksame Geduld der Kamera, die sich davon nicht beeindrucken lässt, die uns zum Mitbeobachter des Naturschauspiels der Elbmündung macht?
Intuition und Erfahrung sprechen aus den dokumentarischen Mitteln der Videoarbeit, die abgesehen von wenigen Schnitten in Realzeit abläuft. Ursula Wevers sagt, dass sich diese Arbeit einfach aus der Situation ergab. Doch erweisen sich der Verzicht auf ein Stativ oder die Akzeptanz der Autoscheibe als wichtige Entscheidungen, um später die Ereignisse in die Augen der Betrachter*innen zu verlegen und um Regen und Kälte nah und fühlbar zu machen. Sie verstärken die atmosphärische Ambivalenz zwischen Tristesse und Hingabe, die sich unwillkürlich mitteilt und die all dem austauschbaren Grau vor der Kamera die natürliche Symbolik dieses Ortes gegenüberstellt.
Die Elbe vor der Nordsee lässt den Bogen zurückverfolgen in das Jahr 1969, als Gerry Schum und Ursula Wevers mit dem ersten Filmprojekt der Fernsehgalerie unter dem Begriff Land Art einer neuen Kunsthaltung zum Durchbruch verhelfen. Die Elbe vor der Nordsee zeigt genau das, was die Kamera der Künstlerin während einer knappen halben Stunde an diesem Ort aufnehmen konnte. Kaum scheint es möglich, sich mit filmischen Mitteln näher in die Natur zu begeben.
Ursula Wevers, Die Elbe vor der Nordsee (Still), 2001
Ausstellung
Neupräsentation der Sammlung
17.09.2022 -
31.12.2023
Mit dem neuen Ausstellungsgeschoss im Nordflügel erhielt das Kunstmuseum Magdeburg mehr Platz für die Kunst. Ein großes Mansarddach aus Messing überspannt von der Stadtseite aus den Neubau, während die Innenseite zum Klosterinnenhof den mittelalterlichen Kubaturen folgt und sich in das Erscheinungsbild des Kreuzgangs einfügt.
Große Fenster öffnen den Blick aus dem neuen Ausstellungsraum in die Stadt und ermöglichen, die Kunst in den lichtdurchfluteten Räumen in Szene zu setzten.
Die Ausstellungsfläche bietet Platz, das Ergebnis der Sammeltätigkeit der letzten 20 Jahre zu präsentierten - vornehmlich Werke internationaler Gegenwartskunst der Malerei und Fotografie. Dazu zählen Werke von Liliane Tomasko, Sven Johne, Brian Eno, Xanti Schwawinsky, Alica Paz und Peter Herrmann.
Im Zuge der Bauarbeiten im Nordflügel des Kunstmuseums wurde auch das Obere Tonnengewölbe bzw. ehemalige Refektorium saniert, hier wird wie zuvor die internationale Kunst nach 1945 ihren Platz finden.
Ausstellung
Looking for Humanity
14.05.2023 -
24.09.2023
Die Welt wird immer fragiler. Dadurch wird das ständige Neuverhandeln zwischen Kunst und Leben, zwischen politischen Aktivitäten und deren Resultaten mehr und mehr zum Thema für die Kunst unserer Zeit: Wie wollen wir in Zukunft leben? Wie und wo machen wir uns auf die Suche nach Menschlichkeit?




Die Ausstellung präsentiert internationale Positionen aus Fotografie, Videokunst und Installation, die sich in der Gegenwart in die Debatte um Macht und Auswirkungen der Macht einmischen und die im Sinne einer verantwortungsbewussten Menschlichkeit Stellung beziehen.
Die Stärke der Kunst liegt darin, Grenzen zu verwischen, Beziehungen zwischen Räumen und Zeiten, zwischen Realität und Fiktion neu aufzuteilen. Künstler*innen stellen Fragen und stellen „infrage“, sie loten physische, emotionale und ästhetische Grenzen aus und nehmen somit auch die Praktiken und Logiken des politischen Handelns selbst ins Visier. Es geht um die Fragilität von Volksvertretungen und um die Grenzen parlamentarischer Demokratie, um Krieg und Frieden, um Freiheit und Menschlichkeit. Der Fokus liegt auf dem persönlichen Engagement, das sich folgerichtig gegen eine Politik wendet, die Ab- und Ausgrenzung propagiert.
Die Werke in der Ausstellung „Looking for Humanity“ lassen sich als Seismografen des politischen Handelns der Gegenwart lesen und laden ein, sich den Fragen der Zukunft zu stellen, die uns als Menschen umtreiben.
Künstler*innen (Auswahl): Yael Bartana, Pauline Boudry/Renate Lorenz, Sergey Bratkov, Chto Delat, Johanna Diehl, Jonas Englert, Jochen Gerz, Manaf Halbouni, Robert Kunec, Anna Malagrida, Cemile Sahin, Nasan Tur, Silke Wagner, Tobias Zielony
Zur Ausstellung gibt es die Gesprächsreihe Lasst uns Reden, die zusammen mit der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt durchgeführt wird. Künstler*innen aus der Ausstellung „Looking for Humanity“ treffen auf Gesprächspartner*innen aus Medien und Wissenschaft. Der Eintritt ist frei.
Die Termine finden Sie hier.
Die Ausstellung wird gefördert von:
Ausstellung
Archiv Einsdreissig
Monika Huber
07.03.2023 -
27.08.2023
Eine Minute und dreißig Sekunden. Das ist die durchschnittliche Länge eines Beitrags in einem Nachrichtenblock wie in den "Tagesthemen" oder dem "Heute Journal". Monika Huber erstellt seit Anfang 2011, mit dem Beginn des „Arabischen Frühlings“, ein digitales Archiv aus Nachrichtenbildern - das Archiv Einsdreissig.
Es dokumentiert den weltweiten politisch-gesellschaftlichen Wandel in seiner medialen Spiegelung und bildnarrativen Konstruktion.
Als Langzeitdokumentation konzipiert, umfasst es derzeit etwa 40 000 Fotografien. Aus diesen hat Huber Bilder ausgewählt, sie durch Übermalung oder Überzeichnung bearbeitet oder in ein Video transformiert.
Dabei greift die Künstlerin die gewöhnlich in der täglichen Nachrichtenflut untergehenden Bilder auf, um sie mittels Bearbeitung neu sichtbar, erfahrbar und reflektierbar zu machen. Die von ihr ausgewählten Medienbilder zeigen immer wieder Menschen als protestierende und revoltierende Akteure, als Subjekt und Objekt politisch-öffentlicher, oft gewaltsamer und kriegerischer Ereignisse.


Monika Huber studierte Malerei an der Akademie der Bildenden Künste München bei Günter Fruhtrunk. Sie schloss 1985 das Studium mit dem Meisterschülerdiplom für Malerei und Grafik ab. Ihre Arbeiten werden seit 1983 in zahlreichen Galerie-Ausstellungen, Museumspräsentationen, architekturbezogenen Installationen und öffentlichen Interventionen gezeigt. Monika Huber lebt und arbeitet in München.
Die Ausstellung wird gefördert von:
Publikation zum Archiv Einsdreissig:
Monika Huber - Archiv Einsdreissig
Hrsg. Monika Huber
Text dt.: Ernst van Alphen, Mieke Bal, James W. Davis, Antje Kapust, Ute Schaeffer, Ulrich Wilmes, Vorwort: Bernhart Schwenk
192 S., zahlreiche Farbabb., Softcover
Deutscher Kunstverlag
ISBN 978-3-422-80081-6 (deutsche Ausgabe)
ISBN 978-3-422-80085-4 (englische Ausgabe)
Preis: 48,00 Euro
Ausstellung
Zandile Tshabalala
In Search of my Mother's Garden
10.07.2022 -
31.10.2022
Zandile Tshabalalas Gemälde erzählen Geschichten von Leichtigkeit, Stärke und Selbstvertrauen - von Frauen ihresgleichen in den 2020er Jahren: jung und Schwarz.


Die südafrikanische Künstlerin gehört zu einer neuen Generation, die in den letzten Jahren die figürliche Malerei als Ausdrucksmöglichkeit für sich entdeckt und neu interpretiert hat. Ausgehend von ihrer eigenen Selbstbestimmtheit schafft sie Selbstbilder von Frauen, die ihre schwarze Identität feiern und vom oft üblichen Narrativ über Schwarze Frauen abweichen, ob ganz entspannt beim Lesen, beim Herumalbern mit Freundinnen oder in intimen Situationen.
Tshabalalas Figuren sind farbige, kraftvolle Darstellungen ihrer Alltagswelt. Oft stehen gezielt gesetzte Primärfarben den tiefschwarzen, flachen, kaum ausgearbeiteten Gesichtern der Figuren entgegen und bezeugen einen selten gesehenen, spontanen, freien und erfrischenden Umgang mit Farbe.
Zandile Tshabalala (geb. 1999) lebt und arbeitet in Soweto, Johannesburg, Südafrika. 2021 erhielt sie das Kaiserringstipendium des Mönchehaus Museums Goslar. Ihre Werke waren bisher u.a. in Ausstellungen in Südafrika, Ghana, Nigeria, Großbritannien und Deutschland zu sehen.
Die Ausstellung wird gefördert von:
Publikation zur Ausstellung:
Zandile Tshabalala
Hrsg. von Bettina Ruhrberg und Annegret Laabs
Text dt/engl.: Bettina Ruhrberg, Annegret Laabs, Naïla Opiangah
Übersetzung: Josephine Cordero Sapién
106 S., zahlreiche Abb., Softcover
VfmK Verlag für moderne Kunst GmbH
ISBN 978-3-903439-38-2
Preis: 24,00 Euro
Ausstellung
Susan Meiselas
Mediations
18.10.2022 -
29.01.2023
Als die Fotografin Susan Meiselas 1979 in Nicaragua den Auslöser ihrer Kamera drückte und einen Mann einfing, der in der linken Hand das Gewehr, mit der rechten einen Molotow-Cocktail warf, schuf sie ein Kultbild der Revolution, das über die Jahrzehnte zu einem internationalen Symbolbild gegen Unterdrückung geworden ist, fest verankert im kollektiven Bildgedächtnis unserer Zeit und massenhaft reproduziert.

Susan Meiselas, die 1948 in Baltimore, Maryland geboren wurde, ist bekannt für ihren einzigartigen dokumentarischen Stil und ihre visuelle Form der Erzählung, in der sie Fotografie-Serien mit Interviews, handgemachten Büchern, Projektionen und Archivmaterialien zusammenführt.
Die Ausstellung zeigt das in den letzten 50 Jahren entstandene Werk der Fotografin, die seit 1976 bei der Fotoagentur Magnum unter Vertrag, eine der wenigen Frauen ist, die in den Krisen und Kriegsregionen der Welt unentwegt unterwegs war.
Von Porträts aus den 1970er Jahren, in denen sie die Ungleichheit der Lebensrealitäten in den USA dokumentiert, über intime Aufnahmen von Stripperinnen bis zu ikonisch gewordenen Bildern aus Krisen- und Konfliktgebieten reicht die Bandbreite ihrer Arbeit. Mit ihren Fotoserien, die sie nicht selten als Langzeitstudien anlegt, umfasst die US-Amerikanerin ein breites Spektrum an Themen und erzeugt Aufmerksamkeit für Minderheiten und weltweite kriegerische Auseinandersetzungen, wie die Revolution in Nicaragua gegen die Militärdiktatur der Somoza, den Bürgerkrieg in El Salvador oder den Völkermord an der kurdischen Bevölkerung im Nordirak unter dem Regime von Saddam Hussein.
Die Ausstellung Susan Meiselas „Mediations“ wurde erstmals 2018 im Jeu de Paume, Paris, später in Barcelona, Wien und zuletzt im C/O Berlin gezeigt. Sie umfasst rund 600 Fotografien und Video-Installationen aus den 1970er-Jahren bis heute und entstand in Zusammenarbeit mit Magnum Photos und C/O Berlin.
In Zusammenarbeit mit:
Die Ausstellung wird gefördert von:
Ausstellung
Das Land
Fotografie
28.06.2022 -
03.10.2022
STEPHANIE KIWITT/ JENS KLEIN/ MATTHIAS ZIELFELD
Fotografien sind Untersuchungen unserer Lebensrealität – sei es in den Weiten der Provinz, in der sozialen Interaktion oder in den Bildwelten der Vergangenheiten.
Stephanie Kiwitt, Jens Klein und Matthias Zielfeld nähern sich diesen Erkundungen mit verschiedenen Mitteln der Fotografie, ohne dabei das Dokumentarische, Nüchterne und Unbearbeitete aus den Augen zu verlieren. Sie erzeugen eine Nähe zum Objekt und vermitteln doch den Eindruck von Distanz. Die unterschiedlichen Serien der Künstler*innen gewähren mittels der Fotografien des Urbanen, des menschlichen Miteinanders und von Archivfotos ein Blick auf „DAS LAND“
In den ihren ortsbezogenen Arbeiten entwickelt Stephanie Kiwitt (geb. 1972 in Bonn, lebt in Halle) jeweils spezifische fotografische Sichtweisen und überführt diese in verschiedene Strukturen der Präsentation. Kiwitts Interesse liegt in der sorgfältigen Analyse alltäglicher Orte (Parkplätze, Fitnesscenter, Discounter), die Phänomene unserer Zeit repräsentieren. Mit den aktuellen Arbeiten, „Flächenland" und „fortlaufend" (beide 2022), stellt Kiwitt landschaftliche Räume und Ausschnitte architektonischer Flächen einander gegenüber und setzt somit subjektive Erzählungen und Aufnahmetechniken miteinander ins Verhältnis. Die sich aufeinander beziehenden Serien zeigen durch ökonomische und gesellschaftliche Prozesse geschaffene Lebensräume in Sachsen-Anhalt, deren Umgestaltung andauert. Die installative Präsentation wurde eigens für den Ausstellungsraum entwickelt.
Jens Klein (geb. 1970 in Apolda, lebt in Leipzig) arbeitet als Fotograf zumeist mit gefundenen Bildaufnahmen. Er stellt seine Bildreihen aus den Materialien fotografischer Archive zusammen und entwickelt eigene fotografische Erzählungen. Er dokumentiert und hinterfragt den Gebrauch oder auch Missbrauch von Fotografie. Keine der von Klein genutzten Aufnahmen entstanden mit künstlerischen Ambitionen, oft bleiben die Fotograf*innen anonym. Nicht selten waren es praktische Interessen, diese Bilder aufzunehmen, zumeist, um Personen, Szenen, Objekte für die Erinnerung festzuhalten.
So kann die Fotoserie „Bewerberinnen/Bewerber“ (2017) als ein historisches Dokument, das die Geschichte der Fotografie widerspiegelt, gelesen werden. Passbilder von Stipendiat*innen aus dem Archiv des Evangelischen Studienwerks Villigst e. V. von 1950 bis 2012 zeigt die Reihe und verdeutlicht, wie sich die Selbstdarstellung und das Medium Fotografie verändert haben: von schwarz-weiß zur Farbe, vom analogen hin zum digitalen Medium, vom aufwendigen Studiobild zum schnellen Automatenfoto.
Auf den ersten Blick haben die Entstehungsmethoden der Bildessays von Matthias Zielfeld (geb. 1976 in Esslingen am Neckar, lebt in Leipzig) aktionistische Züge. „das heft deutschland 6“ zum Beispiel zeigt Aufnahmen aus einer Aldi-Filiale in Leipzig: Menschen, die in Zeitungen stöbern, Einkaufszettel überprüfen, an der Kasse anstehen oder Zutatenlisten lesen. Es sind Momente des banalen Alltäglichen, die Zielfeld einfängt. Tatsächlich aber geht es dem Fotografen darum, das Klima sozialer Räume und sozialen Verhaltens mit der Kamera auszutesten und fotografisch zu reproduzieren. Seine fotografischen Streifzüge führen ihn gezielt über bevölkerte Plätze, an Straßenkreuzungen oder über Baustellen.
Zielfeld überschreibt seine Fotoserien mit „das heft deutschland“, wobei jede Reihe ihr eigenes Konzept besitzt. „In jeder Ausgabe biete ich einen jeweils spezifischen Blick auf etwas, das ich mit „deutschland“ betitele. Ich erwarte eine Interferenz zwischen dem Titel und dem Inhalt der jeweiligen Ausgabe.“ Matthias Zielfeld
Die Ausstellung wird gefördert von:



