Ausstellung

Hans-Hendrik Grimmling

Malerei von 1978 bis 2024

15.09.2024 -
09.02.2025

Ineinander verknotet, verschlungen, umklammert - so stellt Hans-Hendrik Grimmling sein Thema, das menschliche Drama der Existenz, den Kampf, die Tragödie immer wieder dar. Es sind die Menschen, die miteinander ringen, die leiden, die verzweifeln und die Hoffnung schöpfen, die ihn interessieren. Für Grimmling ist Kunst kein Beiwerk, sondern etwas Universelles, etwas dringend Notwendiges. „Es sei die Rettung vom Leben“, so sagt er.

Austellung Hans-Hendrik Grimmling, im Kmd.
Foto: Hans-Wulf Kunze
Hans-Hendrik Grimmling Austellung im Kmd.
Foto: Hans-Wulf Kunze
Grimmling Werke im Kmd.
Foto: Hans-Wulf Kunze

Die Ausstellung fragt nach den Grundlagen seiner Malerei, dem Ursprung der malerischen Prozesse, die aus Farben Formen entstehen lassen, sowie nach der Kraft, die sich in seinen Bildern ausdrückt. Mit nur wenigen Farben, vor allem Schwarz, Rot, Gelb und Weiß, bewegt sich Grimmlings Werk zwischen figürlicher Darstellung und Abstraktion. Die kräftige Rhythmik der Formen fügt sich immer von neuem zu typischen Motiven wie Kopf, Hand, Vogel und Knoten und veranschaulicht die zerbrechliche Seite des Menschen. Zugleich sind seine Bilder Refugien, Momente der Fixierung.

Ausgehend von einigen wichtigen Frühwerken des Malers aus dem Anfang der 1980er Jahre widmet sich die Ausstellung in vier großen Kapiteln dem Gesamtwerk des Künstlers. Aus dem umfangreichen Werkkomplex der Knoten (1990er) und der Werkgruppe Deutscher Alltag (2007) über die stark von Gesten geprägten Bilder der 2000er Jahre bis in die Gegenwart spannt sie den Bogen von den frühen Motiven über die Abstraktion bis zu den wiederkehrenden Vogel- und Maskenbildern der Jahre 2017-2024.

Hans-Hendrik Grimmling (*1947 in Zwenkau bei Leipzig) gehörte 1984 zu den Initiatoren des legendären 1. Leipziger Herbstsalons, einer Ausstellung, welche als Meilenstein der unangepassten DDR-Kunstgeschichte gilt. Grimmling reiste 1986 im Zusammenhang mit den Repressionen um den „Herbstsalon“ nach West-Berlin aus. Ab 2001 lehrte er dort an der Berliner Technischen Kunsthochschule, von 2006 bis zur Emeritierung 2017 als Professor.

Die Ausstellung wird gefördert von:

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Ausstellung

Leyla Yenirce

SPLITTER

17.10.2024 -
12.01.2025

Leyla Yenirce zeigt dem Publikum das Antlitz einer jungen Frau: ein vom Leben gezeichneter Mensch, deren klare und ruhige Gesichtszüge durch eine besondere Lichtführung, hervorgerufen durch einen spiegelnden Gegenstand, betont oder überblendet werden.

Ausgangspunkt dieses Porträts ist die Auseinandersetzung mit moderner Drohnentechnologie, die eine Gefahr für Frauen im kurdischen Freiheitskampf birgt. Selbst die Berge, in denen sie sich einst verstecken konnten, sind nun vollständig erspähbar.

Ausstellungsansicht Leyla Yenirce. Splitter, in der Klosterkirche des Kunstmuseums Magdeburg KMd, 2024, Foto: Stefan Stark
Ausstellungsansicht Leyla Yenirce. Splitter, Kunstmuseum Magdeburg / Klosterkirche 2024, Foto: Stefan Stark
Ausstellungsansicht Leyla Yenirce. Splitter, in der Klosterkirche des Kunstmuseums Magdeburg KMd, 2024, Foto: Stefan Stark
Ausstellungsansicht Leyla Yenirce. Splitter, Kunstmuseum Magdeburg / Klosterkirche 2024, Foto: Stefan Stark
Ausstellungsansicht Leyla Yenirce. Splitter, in der Klosterkirche des Kunstmuseums Magdeburg KMd, 2024, Foto: Stefan Stark
Ausstellungsansicht Leyla Yenirce. Splitter, Kunstmuseum Magdeburg / Klosterkirche 2024, Foto: Stefan Stark
Ausstellungsansicht Leyla Yenirce. Splitter, in der Klosterkirche des Kunstmuseums Magdeburg KMd, 2024, Foto: Stefan Stark
Ausstellungsansicht Leyla Yenirce. Splitter, Kunstmuseum Magdeburg / Klosterkirche 2024, Foto: Stefan Stark

Durch ein großformatiges Video und raumfüllende Klänge entfaltet die Installation ein faszinierendes Zusammenspiel von Bild und Ton, Licht und Schatten, Sichtbarkeit und Verborgenheit in der Architektur der ehemaligen Klosterkirche.

Mit SPLITTER entwickelt Leyla Yenirce das traditionelle Sujet des Porträts radikal weiter: Ihre Protagonistin ist keine passive Figur; sie erfährt eine emanzipierte Präsenz. Die Künstlerin überlässt sie nicht der objektifizierenden Betrachtung, sondern ermöglicht es ihr, das Verhältnis von Sichtbarkeit und Schutz eigenständig zu bestimmen – nach Hannah Arendt ist das selbstbestimmte Sichtbarwerden bzw. das öffentliche Erscheinen immer auch ein politischer Akt.

Die Porträtierte steht aber auch für all jene Frauen in Kurdistan, die dort einen Überlebens- und Befreiungskampf führen – ein Thema, das Yenirces Werk immer wieder prägt. Die drängende Frage nach Schutz in einer Zeit, in der technologische Überwachung – u.a. durch unbemannte Drohnen – die traditionellen Rückzugsorte der kurdischen Berge durchdringt, wird reflektiert. Zugleich thematisiert Yenirce die veränderten Bedingungen des Widerstands und stellt neue Formen der Gegenwehr in den Fokus: Die Reflexionen, welche die Drohnen blenden, sind eine neue Form der Verteidigung, die diesen ungleichen Kampf in ein neues Licht rücken.

Die Situierung von SPLITTER in der ehemaligen Klosterkirche lädt dazu ein, die ungleichen Verhältnisse zwischen Erde und Himmel, Mensch und Macht durch die Architektur des einstigen Gotteshauses zu reflektieren. Zwar ist das Gebäude auf eine höhere Macht ausgerichtet, doch verkörpert es gleichzeitig ein weltliches Kräfteverhältnis. Die Erbauer der Anlage beanspruchten ihren Platz im erhöhten Chor in der Nähe des Altars, dem strahlenden Zentrum der Kirche. Den weniger Privilegierten blieb ein Platz im Langhaus.
SPLITTER
, im Langhaus platziert, schafft einen neuen gemeinschaftlichen Mittelpunkt, der die Ausrichtung auf das Jenseitige und Mächtige ersetzt und stattdessen den Alltag und die Herausforderungen der Gegenwart ins Zentrum stellt.

Leyla Yenirce, geboren 1992 in Qubînê, lebt und arbeitet in Berlin. Die Künstlerin und Musikerin arbeitet mit Malerei, Skulptur, Video und Performance, um vielschichtige Werke zu erschaffen, die intermedial Themen wie Feminismus, Krieg, Popkultur, Genozid, Begehren, Sehnsucht und Ironie verhandeln. Bis 2022 studierte Yenirce Bildende Kunst bei Jutta Koether an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Sie wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, darunter 2023 mit dem renommierten Ars Viva Preis.

„Leyla Yenirce. Splitter“ bildet den Auftakt einer programmatischen Reihe des Kunstmuseums Magdeburg, die Musik- und Klanginstallationen in der Klosterkirche präsentiert.

Die Ausstellung wird gefördert von:

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Ausstellung

Nevin Aladağ

Das rollende Tamburin

10.11.2024 -
09.02.2025

Nevin Aladağ ist bekannt für ihre Werke, in denen sie auf spielerische und poetische Weise Klang, Installation, Video, Performance, Muster und Ornamente sowie Humor miteinander verbindet. Die Ausstellung „Das rollende Tamburin“ im Kunstmuseum Magdeburg zeigt Video- sowie Textilarbeiten der Künstlerin.

Session von Nevin Aladag, 2013, Auststellung im KMd.
Nevin Aladağ, Session (Videostill), 2013 © VG Bild-Kunst, Bonn 2024 / Courtesy of the artist
Videoinstallation 'Jamming' von Nevin Aladag, 2021, im KMD.
Nevin Aladağ, Jamming (Videostill), 2022 © VG Bild-Kunst, Bonn 2024 / Courtesy of the artist and Wentrup, Berlin
Jamming von Nevin Aladag, 2021, Auststellung im Kmd.
Nevin Aladağ, Jamming (Videostill), 2022 © VG Bild-Kunst, Bonn 2024 / Courtesy of the artist and Wentrup, Berlin
Raise the Roof von Nevin Aladag, 2017, Auststellung im Kmd.
Nevin Aladağ, Raise The Roof (Venice), 2017, Videostill © VG Bild-Kunst, Bonn 2024 / Courtesy of the artist and Wentrup, Berlin
Social Fabrics von Nevin Aladag, 2022, Auststellung im Kmd.
Nevin Aladağ, Social Fabric, 2022, Foto: Daniela Kohl © VG Bild-Kunst, Bonn 2024 / Courtesy of the artist and Galerie Krinzinger

Nevin Aladağ beobachtet in ihrer künstlerischen Praxis das Aufeinandertreffen und Zusammenwirken kultureller Elemente in materieller, ästhetischer und sozialer Hinsicht und überträgt es in Kunstwerke. Sie poetisiert den urbanen Raum, indem sie dessen Stoffen und Bewegungen nachfolgt oder seinen Klängen lauscht. Dadurch ermöglicht sie einen neuen Blick auf alltägliche Dinge und soziale Prozesse. Die Ausstellung lädt dazu ein, unerwartete Verbindungen zwischen Musik und Urbanität, Kunst und Gesellschaft zu erleben.

In ihren Videoinstallationen „Jamming“ (2022), „Traces“ (2015) und „Sessions“ (2013) lässt die Künstlerin Musikinstrument wie Trommeln, Schellenkranz und Tamburin durch verschiedene urbane Landschaften in Berlin, Stuttgart und Sharjah „rollen“. Die jeweils verwendeten Musikinstrumente erforschen auf unterschiedliche Weise kulturübergreifende Muster und Gemeinsamkeiten in den Orten.
Das vielfältige Miteinander thematisiert auch die Werkserie „Social Fabrics“ (seit 2017). Die Collagen, die durch fragmentierte und neu zusammengesetzte Teppichstücke entstehen, untersuchen die wechselseitigen Einflüsse zwischen verschiedenen Kulturen und betonen dabei das Verbindende.

Nevin Aladağ, geboren 1972 in Van, Türkei, und aufgewachsen in Stuttgart, studierte bis 2000 Bildhauerei bei Olaf Metzel an der Akademie der Bildenden Künste in München. Bekannt wurde sie durch ihre Beiträge zur documenta 14 und der 57. Venedig-Biennale. Ihre Arbeiten sind in renommierten internationalen Sammlungen vertreten und werden regelmäßig in Ausstellungen und Biennalen weltweit gezeigt. Nevin Aladağ lebt heute in Berlin. Seit 2019 ist sie Professorin für interdisziplinäres künstlerisches Arbeiten an der Hochschule für Bildende Künste Dresden.

Die Ausstellung wird gefördert von:

Veranstaltung

Im Dialog mit Hans-Hendrik Grimmling

15 Uhr

19.01.2025 -
19.01.2025

Ein Sonntagnachmittag zwischen Kunstwerken und Geschichten, an dem Hans-Hendrik Grimmling aus seiner Biografie „Die Umerziehung der Vögel: Ein
Malerleben“ liest und der Katalog zur Ausstellung präsentiert wird.

 

Veranstaltung

Dunkle Zeichen

15 Uhr

15.12.2024 -
15.12.2024

Sonntagsführung mit Maria Graschberger in der Ausstellung Hans-Hendrik Grimmling. Malerei 1978 bis 2024

Ineinander verknotet, verschlungen, umklammert - so stellt Hans Hendrik Grimmling sein Thema, das menschliche Drama der Existenz, den Kampf, die Tragödie immer wieder dar. Es sind die Menschen, die miteinander ringen, die leiden, die verzweifeln und die Hoffnung schöpfen, die ihn interessieren. Für Grimmling ist Kunst kein Beiwerk, sondern etwas Universelles, etwas dringend Notwendiges. „Es sei die Rettung vom Leben“, so sagt er.

Ausstellung

Sergiy Bratkov

My Brother's Cats

09.06.2024 -
06.10.2024

Sergiy Bratkov (geb. 1960) ist bekannt für seine radikal verstörenden und schrillen Fotografien, die hinter der schönen bunten Oberfläche einen schonungslosen Zustandsbericht der Gesellschaft liefern.

Austellung von Sergiy Bratkov im Kmd.
Blick in die Ausstellung "Sergiy Bratkov. My Brother's Cats", Foto: Hans-Wulf Kunze
Austellung, Sergiy Bratkov im Kmd.
Blick in die Ausstellung "Sergiy Bratkov. My Brother's Cats", Foto: Hans-Wulf Kunze
Videoinstallationvon Sergiy Bratkov im Kmd.
Blick in die Ausstellung "Sergiy Bratkov. My Brother's Cats", Foto: Hans-Wulf Kunze

Wie andere Mitglieder der „Charkiwer Schule der Fotografie“ hat er in den vergangenen 30 Jahren sein Hauptinteresse auf die soziale Fotografie gelegt. Im Frühjahr 2022 ist der seit 2004 in Moskau lebende Ukrainer nach Berlin emigriert. Sein Nachdenken, das in den letzten Serien vor allem den überholten Klischees der Sowjetzeit sowie dem neuen Habitus des kraftstrotzenden Ostkapitalismus in der Ukraine galt, ist nun von der aktuellen Realität brutal beiseite gewischt worden.

In der Ausstellung zeigt Sergiy Bratkov erstmals neue Bildzyklen und Videos, die ab dem Zeitpunkt des Überfalls Russlands auf die Ukraine entstanden sind. Aus dem ironisch beobachtenden Fotografen ist ein fragender Analyst geworden, dessen neue Serien die Schrecken des Krieges in der einstigen Heimat zu verarbeiten suchen, ohne in Hoffnungslosigkeit zu versinken.

Die Ausstellung wird gefördert von:

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Verleihung des Tiemann-Preises im KMd, Foto: Viktoria Kühnev. l. n. r. Prof. Dr. Annegret Laabs (Direktorin Kunstmuseum Magdeburg), Dr. Jürgen Tiemann (Stifter Tiemann-Preis) und Özlem Altın (Künstlerin), Foto: Viktoria Kühne

Das Kunstmuseum Magdeburg erhält den Tiemann-Preis 2024

In einem feierlichen Festakt wurde im Kunstmuseum Magdeburg der Tiemann-Preis 2024 an das Kunstmuseum Magdeburg übergeben. Prof. Dr. Annegret Laabs, Direktorin des Kunstmuseums Magdeburg, freute sich über den Museumsankaufspreis in Höhe von 50.000 Euro, mit dem sie nun vier Werke der Künstlerin Özlem Altın ankaufen konnte.

„Mit der Stiftung des Preises wird in beispielhafter Weise ein Stück gesellschaftlichen Engagements sichtbar, das für die Kultur und Kunst so überaus wichtig ist. Durch dieses Engagement werden die Kunstsammlungen der Gegenwart gestärkt, die als Resonanzräume der kulturellen Vielfalt unserer Zeit von großer Bedeutung sind. Wir danken dem Stifterpaar für diesen wichtigen Museumsankaufspreis und hoffen, dass es ihn noch lange geben wird.“, so Prof. Dr. Annegret Laabs, Direktorin des Kunstmuseums Magdeburg.

Die Werke von Özlem Altın sind ab heute im Kunstmuseum zu sehen. Es handelt sich dabei um das zweiflügelige Bild Naked Eye (landscape) von 2023 und die beiden Werke Hieroglyph (transfer through touch) und Hieroglyph (mechanism) aus dem Jahr 2019. Die fünfköpfige Jury, die sich aus Expertinnen und Experten für zeitgenössische Kunst zusammensetzt, zeigte sich beeindruckt durch die „vielseitige künstlerische Praxis, die sich über Fotografie, Collagen, Malerei und raumgreifende Installationen erstreckt“, so die Begründung der Fachjury.

Das Stifterehepaar Tiemann vergibt den Preis bereits zum zweiten Mal: „Wir freuen uns, dass wir mit dem Tiemann-Preis zeitgenössische Kunst von lebenden Künstlern fördern und auch dabei helfen, diese bekannter zu machen. Gerade in Zeiten, in denen in der Kultur gespart wird, ist es wichtig, gesellschaftlich ein Zeichen zu setzen und Museen dabei zu unterstützen, Kunstwerke anzukaufen“

Der Preis richtet sich an staatliche Museen, die damit ihre zeitgenössische Sammlung erweitern können.

Der Tiemann-Preis

Seit 2023 verleiht die Ingeborg und Dr. H. Jürgen Tiemann-Stiftung jährlich den mit 50.000 Euro dotierten Tiemann-Preis. Um den Preis bewerben können sich Museen und Kunstinstitutionen im gesamten Bundesgebiet, die über eine eigene Sammlung zeitgenössischer Kunst verfügen. Der Ankaufsetat ermöglicht es der Preisträger-Institution, ihre Sammlung durch den Erwerb eines Werks oder einer Werkgruppe aus dem Bereich der Malerei zu erweitern. Das Stifterpaar möchte mit dem Tiemann-Preis Häuser im Ausbau ihrer Sammlungen unterstützen und zugleich künstlerische Inhalte würdigen, die auf dem Gebiet der zeitgenössischen Malerei einen wesentlichen Beitrag zum aktuellen Kunstdiskurs leisten. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass dank dieser Förderung herausragende malerische Positionen dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die vorgeschlagenen Werke sollen die jeweilige Sammlung in überzeugender Weise ergänzen. Außerdem wird vorausgesetzt, dass die betreffende Künstlerpersönlichkeit (bzw. das Künstlerduo oder -kollektiv) ihren Arbeitsmittelpunkt im deutschsprachigen Raum hat. Eine fünfköpfige Fachjury wählt – ohne Einflussnahme des Stifterpaars – jedes Jahr einen Preisträger aus. Der Tiemann-Preis ist ein außergewöhnlich hoch dotierter Ankaufspreis und in seiner Ausrichtung einzigartig in Deutschland.

Özlem Altın, Naked eye (landscape), 2023,  Tusche und Ölfarbe auf Leinwand

Veranstaltung

Romanik trifft Gegenwart

15 Uhr

08.09.2024 -
08.09.2024

Sonntagsführung mit Dr. Annegret Laabs zur Architektur des Kunstmuseum Magdeburg

Inmitten der Landeshauptstadt Magdeburg liegt das Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen, ältestes erhaltenes Bauwerk Magdeburgs und zugleich wichtigster Ausstellungsort für Gegenwartskunst und Skulptur in Sachsen-Anhalt. Architektur und Nutzungsgeschichte des Gebäudes spiegeln in einmaliger Weise die wechselvolle von Blüte, Zerstörung und Wiederaufbauwille geprägte Historie der Stadt wider.

Ausstellung

Kaltes Tal

Florian Fischer & Johannes Krell

01.06.2024 -
28.07.2024

Videoarbeit aus der Mediensammlung des Kunstmuseums:

Überall sind wir von ihr umgeben: Natur. Welche verschiedenen Facetten die Natur annehmen kann, bilden die Filmemacher Florian Fischer (*1981) und Johannes Krell (*1982) in ihren drei Videoinstallationen ab.

In Kaltes Tal (2016) setzen sich die Filmemacher mit einem Paradoxon auseinander: Die menschengemachten Schäden in der Natur lassen sich nur durch weitere Zerstörung der Natur reparieren. Dies wird an einem Kalktagebau sichtbar. Das geborgene Material wird verarbeitet und durch eine Waldkalkung der Natur zurückgeführt, um der Bodenbelastung durch sauren Regen entgegenzuwirken. Ein Kreislauf wie eine Möbiusschleife – den irreversiblen Konsequenzen des Rohstoffabbaus geschuldet, um das fragile Gleichgewicht der Natur wiederherzustellen.

Kaltes Tall von Fischer Krell im Kmd.
Florian Fischer & Johannes Krell, Kaltes Tal, 2016
Ausstellung Kaltes Tall von Fischer Krell im Kmd.
Florian Fischer & Johannes Krell, Kaltes Tal, 2016
Fischer Krell im Kmd.
Florian Fischer & Johannes Krell, Kaltes Tal, 2016

Ausstellung

unverschämt rebellisch

Sanja Iveković Ulrike Rosenbach Gabriele Stötzer

14.04.2024 -
30.06.2024

Radikale künstlerische Positionen beziehen Sanja Iveković (geb. 1949 in Zagreb), Ulrike Rosenbach (geb. 1943 in Bad Salzdetfurth) und Gabriele Stötzer (geb. 1953 in Emleben) seit den 1970er Jahren. Unabhängig voneinander entwickelten sie in den sehr verschiedenen politischen Kontexten ihrer Herkunftsstaaten eine Bildsprache, die gängige Geschlechterrollen und die damit verbundenen kulturellen Normen kritisiert.

Ivekovic Ausstellung im Kmd.
Sanja Iveković, Ženska kuća (Sunčane naočale) / Frauenhaus (Sonnenbrillen), 2002–2004
Venus vom Rosenbach im Kmd.
Ulrike Rosenbach, Reflexionen über die Geburt der Venus, 1976/1978
Fleischsäule im Kmd.
Gabriele Stötzer, Fleischsäule Europa, 1991

Im Mittelpunkt ihrer Arbeiten steht immer die Frau: Bei Rosenbach und Stötzer fungiert der weibliche Körper als Ausdrucksmittel. Sie nutzen ihn als Leinwand oder um mittels Bewegung aus ihren Grenzen auszubrechen. Iveković verurteilt mittels ihrer Arbeiten die Objektifizierung des Frauenkörpers und die damit einhergehende Projektionsfläche für geschlechtliche Zuschreibungen.
Die Künstlerinnen verwenden die unterschiedlichsten Medien wie Performance, Fotografie, Textilien, Schrift, Malerei und Film, um die Geschlechtszuweisungen anzuprangern und den gängigen Bildern ihre eigenen Bilder entgegenzusetzen: mal laut in großangelegten Aktionen, mal leise in intimen Momenten, doch immer mit klarer Botschaft.

Ausgehend von ihren eigenen Biografien entstehen Werke, in denen sie das Verhältnis von Geschichte und Gegenwart vor dem Hintergrund ihrer weiblichen Identität thematisieren. Sie weisen auf Missstände hin und haben als Initiatorinnen bzw. Mitbegründerinnen von Frauenbewegungen aktiv das politische Geschehen mitgestaltet. Zum Ausdruck kommt dies in ihren Arbeiten durch zuweilen rigorosen künstlerischen Methoden, zu den sie greifen, und damit neue Ausdrucksmöglichkeiten aufzeigen, die für viele Gebiete der zeitgenössischen politischen Kunst wegweisend wurden.

Die Ausstellung präsentiert sowohl Fotografien, Videoarbeiten, Performances sowie Installationen aus dem Beginn des Schaffens von Ulrike Rosenbach, Gabriele Stötzer und Sanja Iveković als auch jüngere Werke.

Sanja Iveković (geb. 1949 in Zagreb) verknüpft künstlerische Praxis mit sozialem Aktivismus. Sie gilt als eine der ersten feministischen Künstlerinnen Kroatiens. In ihren frühen Arbeiten, die im Umfeld der jugoslawischen Bewegung „Neue Kunstpraxis“ entstanden, untersucht sie die Beziehung zwischen Massenmedien und Ideologie. Spätere Projekte erkunden die Transformation der Balkanländer von sozialistischen zu nationalistischen politischen Systemen. Ivekovićs Arbeiten kritisieren die Stellung der Frau in der Gesellschaft und die Darstellung von Frauen in den Medien. Sie konstatiert den Rückfall in ein patriarchales System und beschäftigt sich mit Gewalt gegen Frauen - ein Aspekt, der in den letzten Jahren vermehrt an Sichtbarkeit gewonnen hat.
Häufig verwendet Iveković schillernde Werbebilder, die Models zeigen, und setzt ihnen in Form von Text eine gesellschaftliche Realität entgegen, etwa von häuslicher Gewalt betroffene Frauen.
Sie lehrte seit der Gründung im Jahr 1994 am Zentrum für Frauenstudien in Zagreb und ist Gründerin von Electra – dem Frauenkunstzentrum Zagreb.


Ulrike Rosenbach (geb. 1943 in Salzdetfurth bei Hildesheim) gilt als Pionierin der Videokunst. Sie studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Joseph Beuys und entdeckte früh das damals noch neue Medium des Videos für sich. In ihrer prozessualen und medienübergreifenden Arbeitsweise entstehen aus Performances Videos und aus Videos wiederum Installationen und Skulpturen. So schafft die Künstlerin gesamte Werkzyklen.
1969 kommt Rosenbach in Berührung mit dem amerikanischen Feminismus und wird selbst Teil dieser Bewegung. Ihre Themen sind die weibliche Identität und die Rolle als Künstlerin, Ehefrau und Mutter. Ulrike Rosenbachs Werk legt in ihren Arbeiten den Finger in die Wunde patriarchaler Rollenklischees und konterkariert sie mit anderen Weiblichkeitsbildern.


Gabriele Stötzer
(geb.1953 in Emleben bei Gotha) behandelt in ihren Werken das (weibliche) Individuum, das sie in Gegensatz zu einer totalitären Gesellschaft stellt. Nach einem einjährigen Gefängnisaufenthalt wegen „Staatsverleumdung“ im Frauengefängnis Hoheneck kam sie über die Schriftstellerei zur Fotografie und zum Film.

Sie schuf unter anderem eine große Anzahl an Fotografien, die alle vom nackten weiblichen Körper ausgehen. In Performances und Inszenierungen mit anderen (Nicht-)Künstlerinnen enthebt sie den Körper aus dem alltäglichen und kontextualisiert ihn mit unausgesprochenen Erfahrungen und Verletzung.
Mit ihren Arbeiten bäumt sie sich gegen sozialistisch-kleinbürgerlich-dogmatische Tabus ihrer Zeit. Nur in der Kunst findet sie ihren Freiraum für ihr Engagement gegen Entmündigung und Reglementierung.

In den frühen 1980er-Jahren war Gabriele Stötzer Mitbegründerin der Erfurter Künstlerinnengruppe Exterra XX und 1989 der Bürger*inneninitiative „Frauen für Veränderung”. Im selben Jahr war sie Mitinitiatorin der Besetzung der Stasi-Bezirksverwaltung Erfurt.

Die Ausstellung wird gefördert von:

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