Ausstellung
Opération Béton
09.03.2025 -
15.06.2025
Karl-Heinz Adler. Erasmus Schröter. Carsten Nicolai. Marta Dyachenko
Der ambivalente Baustoff Beton, der das kreative Werden ebenso wie das gesamte Spektrum zwischen Zerstörung, Wiederaufbau und Umweltkatastrophe in sich trägt, hat Kunstschaffende schon lange bewegt und herausgefordert. Opération Béton nennt der französische Experimentalfilmer Jean-Luc Godard seinen ersten Film, der 1954 erschien. Die enorme Vielgestaltigkeit und Einsetzbarkeit des Baustoffes aus Zement, Gestein und Wasser erlaubt unendliche Möglichkeiten der Anwendung in Architektur und Kunst.
In Zeiten der Klimakrise steht das moderne Baumaterial, dessen Bandbreite in der Verwendung grenzenlos scheint, jedoch immer auch mit den von Menschen gemachten Katastrophen dieser Welt in Verbindung.
Während die Formsteinsysteme Karl-Heinz Adlers für die Neuinterpretation des Werkstoffes in einer Zeit des Wiederaufbaues stehen, wird im Video „Betonschiff ohne Namen“ von Carsten Nicolai die Widersprüchlichkeit zwischen Vergehen und Bewahren zum allgegenwärtigen Thema einer musikalisch wie visuellen Intervention.
Für seine Fotografien inszenierte Erasmus Schröter die aus Millionen von Tonnen Beton erbauten Bunker des 1942 von der deutschen Besatzung in Auftrag gegebenen „Atlantikwalls“ in farbigem Licht und schafft so eine Atmosphäre zwischen vergangenem Größenwahn, Bedrohung und Lächerlichkeit. Diese verstärkt sich in der Gegenwart angesichts moderner Luft-Boden-Raketen, tragbarer Panzerabwehrwaffen und perfider gewordenen militärischen Auseinandersetzungen. Bewahrung und Zerstörung aber auch die großartigen Möglichkeiten aus Vergangenem Neues zu schaffen sind für die Künstlerin Marta Dyachenko und ihre Skulpturen aus gegossenem Beton in den letzten Jahren zum Schwerpunkt geworden. Das komplexe Verhältnis zwischen Natur und Mensch und dem gesellschaftlich konstruierten Blick auf das, was ist und sein wird, spiegelt sich beispielhaft in den Kunstwerken, die sich mit dem von Chancen und Katastrophen gleichermaßen geprägten Werkstoff Beton verbinden.
Karl-Heinz Adler (1927 Remtengrün/Vogtland – 2018 Dresden) war Maler, Grafiker und Konzeptkünstler und gilt heute als einer der herausragendsten Vertreter der konkreten Kunst in Deutschland. Seine Papiercollagen, Objektschichtungen, Zeichnungen und Modelle zu den Formsteinsystemen, die er aus Beton fertigen ließ, sind in dieser Ausstellung zu sehen.
Erasmus Schröter (1956 Leipzig – 2021 Leipzig) war ein zunächst in Leipzig, ab 1985 in Hamburg und ab Mitte der 1990er Jahre wieder in Leipzig arbeitender Fotograf, dessen Motive von surreal anmutender DDR-Alltagsbilderwelt bis zu konzeptionellen Serien voller Hintersinn und Ironie reichen.
Carsten Nicolai (*1965 Karl-Marx-Stadt/Chemnitz, lebt in Berlin) ist ein deutscher Medienkünstler und Musiker (Pseudonym Alva Noto), der als Grenzgänger an der Schnittstelle von bildender Kunst, Wissenschaft und Musik arbeitet. Seine oft großformatigen audiovisuellen Installationen zielen darauf ab, unsichtbare Phänomene wie Ton- und Lichtfrequenzen erfahrbar zu machen.
Marta Dyachenko (*1990 in Kiew, lebt in Berlin) studierte Architektur, Bildende Kunst und Bildhauerei in Berlin. Ihre Installationen aus modellhaften Skulpturen in Beton werfen Fragen nach dem Verhältnis von Natur und Mensch sowie auch dem gesellschaftlich konstruierten Blick auf die Landschaft auf.
Die Ausstellung wird gefördert von den Freunden und Förderern des Kunstmuseums Magdeburg e.V.
Ausstellung
Andrius Arutiunian
Under the Cold Sun
03.04.2025 -
18.05.2025
Der armenisch-litauische Künstler und Komponist Andrius Arutiunian präsentiert eine neue Version seiner groß angelegten Installation „Under the Cold Sun“ (2024/25). Das Werk, das mit der Architektur der historischen Klosterkirche des Kunstmuseums Magdeburg spielt, stützt sich auf zwei wesentliche Elemente - Licht und Klang - um seinen hypnotischen Zustand zu erzeugen.
In "Under the Cold Sun" erforscht Arutiunian die Zusammenstöße zwischen historischen Erzählungen und zeitgenössischen Imaginationen. Im Zentrum des Stücks stehen drei Elemente - ein Spiegel, eine Leuchte und eine synthetische Orgel - drei geisterhafte Präsenzen, die den Raum des ehemaligen Klosters durchdringen. Durch die Arbeit mit Psychoakustik und Lichtreflexionen setzt Under the Cold Sun die Erkundung von volkstümlichem Wissen, alternativen Methoden der Weltordnung und Konzepten der musikalischen und politischen Einstimmung fort.
Der armenisch-litauische Künstler und Komponist Andrius Arutiunian (*1991) vertrat 2022 Armenien mit der Soloausstellung Gharīb auf der 59. Biennale von Venedig. Seine Arbeiten wurden zudem auf bedeutenden Biennalen und Museen gezeigt, darunter dem Palais de Tokyo (Paris), dem Centre Pompidou (Paris), M HKA (Antwerpen), dem Sapieha Palace (Vilnius), FACT (Liverpool) und dem Contemporary Art Centre (Vilnius). 2024 wurde er in die Shortlist des Future Generation Art Prize aufgenommen, und war 2023 DAAD Artist-in-Residence Fellow. Arutiunian verbindet in seinen Arbeiten hypnotische Klangstrukturen, synthetische Klänge und kulturelle Klangsprachen, die eine ebenso ästhetisch anspruchsvolle wie emotional greifbare Erfahrung schaffen.
Veranstaltung
Von Visionen und Katastrophen
15 Uhr
30.03.2025 -
30.03.2025
Sonntagsführung mit Prof. Dr. Annegret Laabs in der Ausstellung "Opération Béton. Karl-Heinz Adler. Erasmus Schröter. Carsten Nicolai. Marta Dyachenko"
Der ambivalente Baustoff Beton, der das kreative Werden ebenso wie das gesamte Spektrum zwischen Zerstörung, Wiederaufbau und Umweltkatastrophe in sich trägt, hat Kunstschaffende schon lange bewegt und herausgefordert. Opération Béton nennt der französische Experimentalfilmer Jean-Luc Godard seinen ersten Film, der 1954 erschien. Die enorme Vielgestaltigkeit und Einsetzbarkeit des Baustoffes aus Zement, Gestein und Wasser erlaubt unendliche Möglichkeiten der Anwendung in Architektur und Kunst.
Veranstaltung
Erlebnis-Nacht
ab 19 Uhr
08.02.2025 -
08.02.2025
Das Kunstmuseum Magdeburg feiert in diesem Jahr 50. Geburtstag. Auftakt für die Feierlichkeiten ist die Erlebnis-Nacht am Samstag, 8. Februar 2025. An diesem Abend öffnet das Kunstmuseum seine Türen für eine außergewöhnliche Nacht voller Kunst, Musik, Theater und Kreativität. Von 19 Uhr bis 1 Uhr wird das Kunstmuseum Magdeburg zum Treffpunkt für Nachtschwärmer*innen, die ein unvergessliches kulturelles Erlebnis suchen: ob beeindruckende Lichtkunst in der Kirche, Sonderausstellungen, unterhaltsamen Theaterszenen, Musik, Tanz oder Live-Performances.
Karten im Vorverkauf zum Preis von 10 Euro sind an der Museumskasse im Kunstmuseum und online unter eventim.de erhältlich: Karten online kaufen
An der Abendkasse kostet der Eintritt 15 Euro. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt.
Die „Erlebnis-Nacht“ ist eine gemeinsame Veranstaltung des Kunstmuseums Magdeburg und des Freundeskreises des Kunstmuseums, und wird unterstütz durch den "Dialog der Generationen".
Aus dem Programm:
Musik
Laurenz Theinert und Fried Dähn – visual piano
Laurenz Theinert ist Fotograf und Lichtkünstler, der sich einer reduzierten, abstrakten Ästhetik jenseits des Gegenständlichen verschrieben hat. Statt Bilder zu schaffen, zielt seine Arbeit auf visuelle Erfahrungen.
Als Live-Licht- und Medienkünstler sind seine Performances weltweit zu erleben - von Sao Paulo über New York bis Sydney. Im Kunstmuseum Magdeburg wird er zusammen mit Fried Dähn (Cello und Elektronik) seine Performance „visual piano“ in der Klosterkirche erlebbar machen. Durch Farben und Formen verändert er Oberflächen und Räume - ein einmaliges Erlebnis zwischen Musik und visueller Kunst.
20.15 Uhr, 21.30 Uhr & 22.45 Uhr
Harlekeen
Harlekeen, das sind Santo Boese und Paul Foehr. Seit 2019 hat sich das Duo aus Magdeburg als fester Bestandteil der regionalen Musikszene etabliert. Mit einer Mischung aus poetischen Texten und einer Klanglandschaft aus Synthesizern, Gitarren und Schlagzeug erschaffen Harlekeen einen einzigartigen Sound, der sich mal verträumt, mal energiegeladen präsentiert. Ihr zweites Album „Wunderland“ erschien 2024.
19.30 Uhr & 21.15 Uhr
Karo Lynn
Karo Lynns drittes Album „a line in my skin” markiert eine musikalische Weiterentwicklung und bewegt sich zwischen den Stilwelten von Daughter, Ben Howard und The National. War das erste Album noch von Akustikgitarren und Indie-Beats geprägt, dominiert nun eine dichte Atmosphäre aus schwebenden Gitarrenmelodien und düsteren Synthie-Sounds - ein perfekter Raum für Karo Lynns beeindruckende, ausdrucksstarke Stimme. In ihren Solo-Shows interpretiert sie ihre Songs neu und schafft so eine einzigartige Intensität, die zum Mitfühlen einlädt.
20.30 Uhr & 22 Uhr
Sebastian Böhlen und Max Leiß
Sebastian Böhlen ist Jazzgitarrist, Komponist, Arrangeur, Bandleader und Produzent. Mit einer internationalen Konzertkarriere, die ihn unter anderem mit Größen wie Al Jarreau, Randy Brecker und Kurt Elling auf die Bühne führte, zählt er zu den herausragenden deutschen Jazzmusikern. Böhlen ist auf über 25 Alben und zahlreichen Rundfunk- und Fernsehaufnahmen vertreten. Für seine künstlerischen Leistungen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Neuen Deutschen Jazzpreis und ein Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg. Zur Erlebnisnacht spielt er mit Max Leiß. Der Kontrabassist studierte Jazz in Nürnberg und Amsterdam und war von 2009-2011 Mitglied im Bundesjazzorchester mit dem er Konzerte mit Musikern wie Mr. Mani, Steffen Schorn, Lars Möller, Geir Lysne etc. in Deutschland, Südafrika und Indien gegeben hat. Er konzertiert und veröffentlicht regelmäßig Aufnahmen als Mitglied der Bands Markus Ehrlichs Flexible Eingreiftruppe, Klaus Grafs Nue Quartett und Sebastian Böhlen Trio. Im Frühjahr 2022 erschien das Album „Swiss Encounter“ des Max Leiß Trios, die erste Veröffentlichung unter eigenem Namen.
ab 22.45 Uhr
Viktoria Malkwoski & Helga Schmidtmayer
Auf Barockviolinen spielen zur Erlebnis-Nacht Viktoria Malkowski und Helga Schmidtmayer, die das Publikum auf eine klangvolle Reise in die Welt der Barockmusik mitnehmen.
Viktoria Malkowski, Dozentin am Konservatorium Georg Philipp Telemann in Magdeburg, begeistert mit ihrer vielseitigen Musikalität sowohl auf historischen als auch modernen Instrumenten. Die ausgebildete Violinistin und Stipendiatin des Wagner-Verbandes bringt ihre Erfahrung aus zahlreichen Kammermusikprojekten und solistischen Auftritten ein, unter anderem im Ensemble „KonBarock“.
Helga Schmidtmayer, ausgebildet in Budapest und Leipzig, widmet sich seit Jahren intensiv der Barockvioline. Sie musiziert in renommierten Ensembles wie den Hofmusici (Prag) und dem Leipziger Concert und bereichert ihre künstlerische Arbeit durch internationale Festivalauftritte und Meisterkurse.
20.45 Uhr & 21.45 Uhr
Theater, Film und Literatur
Papiertheater „Schnurzpiepegal“
„Schnurzpiepegal“ ist ein Lesetheater, nach dem gleichnamigen Buch von Barbara Steinitz. Die Geschichte dreht sich um Leonora und Joschka, die ihre Hunde – Fidelio und Pistazia – über alles lieben, aber in der Gesellschaft auf Unverständnis stoßen, da sie nicht zu ihren Tieren zu passen scheinen. Doch als sie ihre Hunde tauschen, stellt sich bald heraus, dass auch das nicht die Lösung ist. Die Geschichte, die von Barbara Steinitz und Björn Kollin sowohl inszeniert als auch gespielt wird, erzählt eine humorvolle und gleichzeitig tiefgründige Erzählung über Außenseitertum, Einsamkeit und die Suche nach Selbstakzeptanz. Musikalisch untermalt von Björn Kollins Kompositionen, ist das Stück ein berührendes Erlebnis für junge und alte Zuschauer gleichermaßen.
19.45 Uhr
Papiertheater „Salvio Dalli - Der Blitzmaler“
Ganz persönliche Theatermomente gibt es mit dem „Biltzmaler“ Salvio Dalli zu erleben. In nur 2 ½ Minuten zaubert er ein Kunstwerk für die Besucher*innen. Diese interaktive Mini-Theaterform sorgt für skurrile Momente und überraschende Wendungen.
ab 21 Uhr
Die Schreibkräfte
„Die Schreibkräfte“ zeichnen sich durch eine unkonventionelle Mischung aus literarischer Lesung und Performance aus. Seit ihrer Gründung setzen sie auf die lebendige Präsentation zeitgenössischer Lyrik, Prosa und Dramatik. Für die Erlebnisnacht im Kunstmuseum Magdeburg haben sich von der Malerei von Hans-Hendrik Grimmling inspirieren lassen und sind mit ihren Texten in der gleichnamigen Ausstellung unterwegs.
20.45 Uhr, 21.45 Uhr und 22.45 Uhr
Kurzfilme
Kurzfilme werden exklusiv in der Erlebnis-Nacht in der Medienlounge gezeigt.
„Mückenalarm“ (13 Filme): Kurzfilme greifen an wie Moskitos. Sie stechen lüstern und führen zu Stichen, die sich wohltuend in Vergnügen und Erkenntnis verwandeln. Das Programm führt ans Meer, ins Schwimmbad und in die himalayische Tundra. Dann tauchen seltsame Wesen auf, auch Superman, und es wird nicht nur auf dem Spielplatz und in der Werbung sportlich. Auch eine Skifahrerrettung sorgt für Spannung. Derweil: Man versuche, das Zelt aufzubauen!
Verleih: interfilm Berlin Management GmbH
Tanz
Den Raum zwischen Bewegung und Stillstand ausloten – dass schaffen verschiedene tänzerische Darbietung in der Nacht. Die Kinder der Kita „Beims“ führen das „Triadische Ballett“ von Oskar Schlemmer auf. In selbstgemachten, fantasievollen Kostümen präsentiere die Kinder das experimentelle Ballett zu Originalmusik aus den 1920-Jahren. Tanzperformances von Laura García Aguilera und der Theaterballettschule Magdeburg verbinden Bildende Kunst mit der Ausdruckskraft des Tanzes. Mit Tanz wird die Erlebnis-Nacht ausklingen: DJ Monastic Motion sorgen in der Kirche für die passende Musik.
"Triadisches Ballett" der Kinder der Kita "Beims: 19.15 Uhr
Theaterballettschule Magdeburg: 20 Uhr & 21:45 Uhr
Laura García Aguilera: 21 Uhr & 22.15 Uhr
DJ Monastic Motion: ab 23:15 Uhr
... und vieles mehr
Im Rahmen der „Erlebnisnacht“ lädt das Kunstmuseum Magdeburg dazu ein, Musikinstrumente selbst zu bauen, die für eine Nacht im Kunstmuseum ausgestellt werden. Dabei stehen nicht die klassischen Instrumente im Vordergrund, sondern die Freude am Experimentieren mit Klängen und Geräuschen. Ob schrilles Quietschen, geheimnisvolles Summen oder rhythmisches Klappern - der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Ebenfalls ausgestellt werden Werke der Kinder.Kunst.Klasse, die sich mit den Werken von Hans-Hendrik Grimmling beschäftigt hat.
Ferner laden Führungen u.a. mit den Museumsmäusen zum Kennenlernen der Ausstellungen und Kunstwerke ein und ein Rätsel lockt mit tollen Gewinnen. Und wer in der Langen Nacht selbst kreativ werden möchte, kann das in den Museumspädagogischen Angeboten für Klein und Groß. So können Musikinstrumente gebaut oder ein "Umschlagplatz für Kunst" entdeckt werden.
Ausstellung
Hans-Hendrik Grimmling
Malerei von 1978 bis 2024
15.09.2024 -
09.02.2025
Ineinander verknotet, verschlungen, umklammert - so stellt Hans-Hendrik Grimmling sein Thema, das menschliche Drama der Existenz, den Kampf, die Tragödie immer wieder dar. Es sind die Menschen, die miteinander ringen, die leiden, die verzweifeln und die Hoffnung schöpfen, die ihn interessieren. Für Grimmling ist Kunst kein Beiwerk, sondern etwas Universelles, etwas dringend Notwendiges. „Es sei die Rettung vom Leben“, so sagt er.



Die Ausstellung fragt nach den Grundlagen seiner Malerei, dem Ursprung der malerischen Prozesse, die aus Farben Formen entstehen lassen, sowie nach der Kraft, die sich in seinen Bildern ausdrückt. Mit nur wenigen Farben, vor allem Schwarz, Rot, Gelb und Weiß, bewegt sich Grimmlings Werk zwischen figürlicher Darstellung und Abstraktion. Die kräftige Rhythmik der Formen fügt sich immer von neuem zu typischen Motiven wie Kopf, Hand, Vogel und Knoten und veranschaulicht die zerbrechliche Seite des Menschen. Zugleich sind seine Bilder Refugien, Momente der Fixierung.
Ausgehend von einigen wichtigen Frühwerken des Malers aus dem Anfang der 1980er Jahre widmet sich die Ausstellung in vier großen Kapiteln dem Gesamtwerk des Künstlers. Aus dem umfangreichen Werkkomplex der Knoten (1990er) und der Werkgruppe Deutscher Alltag (2007) über die stark von Gesten geprägten Bilder der 2000er Jahre bis in die Gegenwart spannt sie den Bogen von den frühen Motiven über die Abstraktion bis zu den wiederkehrenden Vogel- und Maskenbildern der Jahre 2017-2024.
Hans-Hendrik Grimmling (*1947 in Zwenkau bei Leipzig) gehörte 1984 zu den Initiatoren des legendären 1. Leipziger Herbstsalons, einer Ausstellung, welche als Meilenstein der unangepassten DDR-Kunstgeschichte gilt. Grimmling reiste 1986 im Zusammenhang mit den Repressionen um den „Herbstsalon“ nach West-Berlin aus. Ab 2001 lehrte er dort an der Berliner Technischen Kunsthochschule, von 2006 bis zur Emeritierung 2017 als Professor.
Die Ausstellung wird gefördert von:
Ausstellung
Nevin Aladağ
Das rollende Tamburin
10.11.2024 -
09.02.2025
Nevin Aladağ ist bekannt für ihre Werke, in denen sie auf spielerische und poetische Weise Klang, Installation, Video, Performance, Muster und Ornamente sowie Humor miteinander verbindet. Die Ausstellung „Das rollende Tamburin“ im Kunstmuseum Magdeburg zeigt Video- sowie Textilarbeiten der Künstlerin.




Nevin Aladağ beobachtet in ihrer künstlerischen Praxis das Aufeinandertreffen und Zusammenwirken kultureller Elemente in materieller, ästhetischer und sozialer Hinsicht und überträgt es in Kunstwerke. Sie poetisiert den urbanen Raum, indem sie dessen Stoffen und Bewegungen nachfolgt oder seinen Klängen lauscht. Dadurch ermöglicht sie einen neuen Blick auf alltägliche Dinge und soziale Prozesse. Die Ausstellung lädt dazu ein, unerwartete Verbindungen zwischen Musik und Urbanität, Kunst und Gesellschaft zu erleben.
In ihren Videoinstallationen „Jamming“ (2022), „Traces“ (2015) und „Sessions“ (2013) lässt die Künstlerin Musikinstrument wie Trommeln, Schellenkranz und Tamburin durch verschiedene urbane Landschaften in Berlin, Stuttgart und Sharjah „rollen“. Die jeweils verwendeten Musikinstrumente erforschen auf unterschiedliche Weise kulturübergreifende Muster und Gemeinsamkeiten in den Orten.
Das vielfältige Miteinander thematisiert auch die Werkserie „Social Fabrics“ (seit 2017). Die Collagen, die durch fragmentierte und neu zusammengesetzte Teppichstücke entstehen, untersuchen die wechselseitigen Einflüsse zwischen verschiedenen Kulturen und betonen dabei das Verbindende.
Nevin Aladağ, geboren 1972 in Van, Türkei, und aufgewachsen in Stuttgart, studierte bis 2000 Bildhauerei bei Olaf Metzel an der Akademie der Bildenden Künste in München. Bekannt wurde sie durch ihre Beiträge zur documenta 14 und der 57. Venedig-Biennale. Ihre Arbeiten sind in renommierten internationalen Sammlungen vertreten und werden regelmäßig in Ausstellungen und Biennalen weltweit gezeigt. Nevin Aladağ lebt heute in Berlin. Seit 2019 ist sie Professorin für interdisziplinäres künstlerisches Arbeiten an der Hochschule für Bildende Künste Dresden.
Die Ausstellung wird gefördert von:
Ausstellung
Sanja Iveković. Frauenhaus (Sonnenbrillen)
im Öffentlichen Raum Magdeburgs
19.11.2024 -
01.12.2024
Die konzeptuelle Plakatserie Ženska kuća (Sunčane naočale) [Frauenhaus (Sonnenbrillen)] von Sanja Iveković entfaltet eine kraftvolle Intervention im öffentlichen Raum. Für ihre Werke eignet sich sie Künstlerin glamouröse Werbebilder an, um sie mit dringlichen feministischen Botschaften zu überschreiben.







Sie collagiert Schwarz-Weiß gehaltene Motive von Supermodels, die Sonnenbrillen bekannter Marken anpreisen, mit hell leuchtenden Textfeldern, die die Realität weiblicher Gewalterfahrungen in einem patriarchalen System aufzeigen: Hier finden sich Namen, biografische Daten und Texte von Frauen, die Gewalt erlebt und in Frauenhäusern Zuflucht gefunden haben. In den Texten reflektieren sie die Auseinandersetzung mit männlicher Gewalt in ihrem Leben. Iveković betont das globale Ausmaß der Missstände und die unverzichtbare Rolle feministischer Organisationen weltweit: Im roten Feld am oberen Bildrand finden sich die Namen internationaler Einrichtungen wie das Autonomous Women's House Zagreb oder die Mor Çatı Women’s Shelter Foundation Istanbul, und nun ein nicht näher spezifiziertes Frauenhaus aus Sachsen-Anhalt, die Betroffenen Schutz, Beratung und Solidarität bieten.
Die Plakate wurden bereits in verschiedenen Städten im öffentlichen Raum, in Zeitungen und in Zeitschriften publiziert, was den aktivistischen Gehalt dieser Serie unterstreicht. Die Künstlerin verortet ihre Werke nicht nur in Ausstellungshäusern, sondern an Orten des alltäglichen Lebens und konsumorientierten Blicks. Dadurch hinterfragen sie die Funktion und Wirkung von Bildern in einer Mediengesellschaft und lotet aus, wie sich feministische Anliegen künstlerisch und öffentlichkeitswirksam vermitteln lassen. Durch Ivekovićs radikale Intervention verwandeln sich Werbebilder in einen Schauplatz der Selbstermächtigung und in einen öffentlichen Akt des Widerspruchs in die normalisierte patriarchale Gewalt.
In der Folge der Ausstellung Unverschämt Rebellisch (14.04.-30.06.2024) des Kunstmuseums Magdeburg entwickelte Sanja Iveković in Zusammenarbeit mit einem Frauenhaus in Sachsen-Anhalt fünf neue Motive. Frauen aus der Region schilderten in anonymisierter Form ihre Begegnung mit häuslicher und partnerschaftlicher Gewalt, worauf die Künstlerin neue Plakate gestaltete. Die partizipativ entstandenen Werke legen Zeugnis ab von männlicher Gewalt aber auch weiblicher Bewältigung und Resilienz. Sie werden im November 2024 für mehrere Wochen im öffentlichen Raum Magdeburgs plakatiert. Durch die lokale Verortung wird deutlich, dass Gewalt gegen Frauen ein globales Problem ist, das auch das Leben von Menschen vor Ort betrifft.
Zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25.11.2024 um 17 Uhr lädt das Kunstmuseum Magdeburg gemeinsam mit dem Volksbad Buckau c/o Frauenzentrum Courage zu einem öffentlichen Rundgang zu den plakatierten Kunstwerken ein. Schauspielerin Iris Albrecht wird während des Rundgangs die Texte der mitwirkenden Frauen vortragen und so deren Stimmen hörbar machen.
Die Umsetzung der öffentlichen Plakatierung erfolgte in Zusammenarbeit mit der Ströer Media Deutschland GmbH.
Veranstaltung
Fiktionen und Gemeinschaften
15 Uhr
27.04.2025 -
27.04.2025
Sonntagsführung mit Benedikt Johannes Seerieder in der Ausstellung Andrius Arutiunian. Under the Cold Sun
Ausstellung
Sergey Bratkov
My Brother's Cats
09.06.2024 -
06.10.2024
Sergey Bratkov (geb. 1960) ist bekannt für seine radikal verstörenden und schrillen Fotografien, die hinter der schönen bunten Oberfläche einen schonungslosen Zustandsbericht der Gesellschaft liefern.



Wie andere Mitglieder der „Charkiwer Schule der Fotografie“ hat er in den vergangenen 30 Jahren sein Hauptinteresse auf die soziale Fotografie gelegt. Im Frühjahr 2022 ist der seit 2004 in Moskau lebende Ukrainer nach Berlin emigriert. Sein Nachdenken, das in den letzten Serien vor allem den überholten Klischees der Sowjetzeit sowie dem neuen Habitus des kraftstrotzenden Ostkapitalismus in der Ukraine galt, ist nun von der aktuellen Realität brutal beiseite gewischt worden.
In der Ausstellung zeigt Sergey Bratkov erstmals neue Bildzyklen und Videos, die ab dem Zeitpunkt des Überfalls Russlands auf die Ukraine entstanden sind. Aus dem ironisch beobachtenden Fotografen ist ein fragender Analyst geworden, dessen neue Serien die Schrecken des Krieges in der einstigen Heimat zu verarbeiten suchen, ohne in Hoffnungslosigkeit zu versinken.
Die Ausstellung wird gefördert von:
2025 feiert das Kunstmuseum Magdeburg ein besonderes Jubiläum: Sein 50. Geburtstag wird unter dem Motto „K50“ mit einem einzigartigen Jahresprogramm gewürdigt. „K50“ verbindet 50 Begriffe, die mit dem Museum und seiner Bedeutung für die Region verbunden sind – alle beginnend mit dem Buchstaben „K“. Kunst, Kloster, Kulturgut, Kontrast: Diese Wörter spiegeln die Vielfalt des Kunstmuseums wider. Sie stehen für ein halbes Jahrhundert, in dem sich das Museum zu dem entwickelt hat, was es heute ist: wichtigster Ausstellungsort für Gegenwartskunst in Sachsen-Anhalt.
Das Jubiläum bietet Anlass, auf die facettenreiche Entwicklung des Museums seit seiner Gründung 1975 zurückzublicken und gleichzeitig den Blick nach vorne zu richten. Mit „K50“ wird ein Zeichen für den Dialog zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gesetzt.
Höhepunkte des Jubiläumsjahres
Das Jubiläumsjahr startet mit einer Erlebnisnacht am 8. Februar 2025. An diesem Abend öffnet das Kunstmuseum Magdeburg seine Türen für eine außergewöhnliche Nacht voller Kunst, Musik, Theater und Kreativität. Ob beeindruckende Lichtkunst von Laurenz Theinert in der Kirche, Ausstellungen auf fünf Etagen, unterhaltsame Theaterszenen, mitreisende Musik, Tanz oder Live-Performances.
Am 8. März 2025 wird die Ausstellung „Opération Béton“ eröffnet. Der ambivalente Baustoff, der das kreative Werden ebenso wie Zerstörung, Wiederaufbau und Umweltkatastrophe in sich trägt, hat Künstlerinnen und Künstler immer wieder bewegt. Während die Formsteine Karl Heinz Adlers für die Neuinterpretation des Werkstoffes stehen, sind im Video „Betonschiff ohne Namen“ von Carsten Nicolai oder den Fotografien „Bunker“ von Erasmus Schröter die Ambivalenzen zwischen Bewahren und Zerstören zum Thema geworden.
Den Höhepunkt des Jubiläumsjahres bildet die große Sonderausstellung „Herausgeforderte Gemeinschaft / Challenged Togetherness“, die am 14. Juni 2025 mit einem Festakt eröffnet wird. Das romanische Kloster wird dabei zum Schauplatz eines interdisziplinären Panoramas, das die gesamte Bandbreite zeitgenössischer Kunst umfasst – von Malerei und Skulptur über Klangkunst und Performances bis hin zu Film und Video. Internationale Gegenwartskünstler*innen treten in Dialog mit der historischen Architektur und der wechselvollen Geschichte des Museums, das die gesellschaftlichen Transformationsprozesse der vergangenen 50 Jahre durch seine Sammlung erfahrbar macht.
Mit dem Jubiläumsjahr feiert das Kunstmuseum Magdeburg nicht nur sich selbst, sondern auch seine Rolle als lebendiger Begegnungsort für Kunst, Kultur und Gesellschaft. „K50“ ist eine Einladung an alle, gemeinsam dieses besondere Jubiläum zu feiern, in den Dialog zu treten und die vielfältigen Facetten von Kunst und Gemeinschaft zu entdecken.